Meine Güte, wie ich diese Chrissie beneide, meine Güte! Seit vielen Jahren bin ich in diesem Loch als Magd angestellt. Nichts als waschen, bügeln, Pferde striegeln. Das Striegeln mache ich noch am liebsten. Ja, sie haben schon oft versucht, mich zu begrapschen, Jonathan der Knecht und Junker Elfrik – ohne Erfolg allerdings. Ich bin ihnen zu schnell. Gott sei Dank funktioniert mein Türschloss ausgezeichnet. Dahinter fühle ich mich sicher. Am sichersten bin ich in meinem Bett. Es befindet sich auf dem Dachstock über der alten Kate, in der die Geldeintreiberfamilie lebt. Wenn ich doch bloss des Schreibens mächtig wäre! Wie gerne würde ich mein Leben gegen aussen tragen, die Leute spüren lassen, wie es einer einfachen Magd wie mir ergehen kann. Chrissie arbeitet seit einer Woche in der Küche. Blond ist sie, das kleine Ding, blond, schlank und sehr gewitzt. Der Hausherr scheint bereits ein Auge auf sie geworfen zu haben, aber das lasse ich nicht zu, auf keinen Fall! Schliesslich hat er sein Weib Trine, und die soll ihm ruhig noch ein paar Kinder gebären. Wie gern ich doch wenigstens Chrissies blaues Kleid hätte. Ich bin wohl zu fett um es zu tragen; meine Hüften sind zu breit. Trotzdem – wie gern würde ich doch wenigstens mal dran riechen. Ob sie ein richtiges Parfüm besitzt? Jetzt muss ich noch die Schweine füttern. Es ist schwül in diesem Koben, oh, wie ich Schweine hasse. Unter meinen Armen sind Schwitzflecken. Das gestärkte Leinengewand klebt überall. Meinen Brüsten ist es viel zu eng hier drin – wie es wohl wäre, wenn ich die Luft anhalte und mich einfach mal nackt im Schweinemist wälze? Augen würde sie machen, die kleine süsse Chrissie – die hat doch keine Ahnung vom prallen Leben! Ich habe schon mit Gutsherren gevögelt, bin auf einem Gaul über drei Felder geritten, habe Goldstücke in den Händen gehabt. Chrissie weiss von alledem nichts, vom Portwein auch nicht! Soll sie doch bis an ihr Lebensende Kartoffeln schälen, das junge Ding! Bloss den Hausherrn soll sie mir in Ruhe lassen. Ha! Eines Tages werde ich ihn höchstpersönlich der Trine wegnehmen.
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