Marina, eine kleine pummelige Mitschülerin aus Taschkent, begreift Ludmillas Lage. Marina ist ein liebes Mädchen und vor allem ist sie blond. Die männlichen Studenten wissen alle, daß Marina überall blond ist, auch unter den Achseln und zwischen den Beinen. Deshalb sind die weiblichen Studenten gar nicht gut auf Marina zu sprechen. Marina hat viele Freunde, aber keinen festen. Freundinnen hat Marina überhaupt keine.
Marina hat einmal für einen Kunststudenten als Aktmodell ausgeholfen. Am liebsten hat der Marina in alle möglichen Verpackungen eingewickelt und dann fotografiert. Völlig nackt, komplett in durchsichtige Frischhaltefolie verpackt, nur der Kopf ist frei geblieben. Nach wenigen Minuten ist es Marina sehr heiß geworden und sie hat tierisch zu schwitzen angefangen. Klatschnaß ist sie unter der Folie geworden, und die Folie wurde dadurch noch durchsichtiger. Dann hat er Marina in schwarze Latexfolie gewickelt, mit der Kisten auf Paletten fixiert werden. Das Zeug hat fürchterlich auf der Haut geklebt, und wo Folie auf Folie kam war es wie verschweißt. Mal hat Marina wie eine Mumie ausgesehen, mal wie eine Sexgöttin. Marina war völlig wehrlos in der Folie, und der Kunststudent hat es schamlos ausgenutzt. Aber anschließend hat sich der Student sehr liebevoll um Marina gekümmert. Gut verpackt und völlig hilflos hat sie jedesmal mindestens einen langen, intensiven Orgasmus erleben dürfen. Und großzügig war er auch immer. Marina hat auch noch ein Album von allen Bildern, die der Student von ihr gemacht hat.
Ludmilla kümmert sich wenig um ihre Mitschülerinnen. Sie interessiert sich nur für den Weltraum. Einmal auf die MIR, das war immer ihr Traum. Jetzt ist die Erfüllung ihres Traumes greifbar nahe. Schon in einem halben Jahr kann sie auf der MIR sein! Im Weltraum! Und die Erde als Kugel sehen! Und die Sterne viel klarer, als von der Erde aus sehen! Aber wenn sie es nicht schafft, dann zerplatzt ihr Traum für immer! Wie soll sie in einem halben Jahr einen neuen Raumanzug zaubern?
Da steht Marina vor ihr. Sie möchte ihr etwas zeigen, aber nicht hier, sondern bei ihr zuhause. Jeder kennt Marina, auch Ludmilla. Ludmilla kennt Marina als liebes nettes Mädchen. Auf ihr wildes blondes Haar könnte Ludmilla neidisch sein. Marina ist zwar pummelig aber sie hat doch eine tolle Figur. Kein Wunder daß ihre Mitschülerinnen in ihr eine Gefahr sehen. Schade, daß Marina keine Freundinnen hat - aber Ludmilla hat auch keine. Marina hat eine einfache, kleine Studentenbude. Aber eine tolle Einrichtung: Satellitenfernsehen, Kurzwellenradio - man kann sogar Amateurfunk damit hören. Ludmilla ist begeistert. Marina hat gar nicht gewußt, daß es Amateurfunk gibt. Marina ist beinahe neidisch auf das was Ludmilla alles weiß, und was sie alles kann.
Daß Marina ihr das Fotoalbum zeigt, gefällt Ludmilla. Marina hat überhaupt keine Hemmungen sich nackt zu zeigen, auch vor Ludmilla nicht. Bei den Bildern, die Marina in Folie verpackt zeigen, formen sich in Ludmillas Kopf Gedanken. Nicht nur Gedanken, die sich um Raumfahrt drehen. Marina ist sehr lieb, und sie hat keine Scheu sich von Ludmilla anfassen zu lassen. Wenn Ludmilla Fräulein Iwanowitsch fragt, ob sie Marina als Gehilfin bekommt, für ihren Raumanzug, dann wird die nicht nein sagen. Marina weiß noch nicht was sie in ihrem Studium einmal machen will. Aber zusammen mit Ludmilla einen neuen Raumanzug entwickeln - das wäre was!
Selbstverständlich erlaubt Fräulein Iwanowitsch, daß Marina mitmachen darf. Einzige Bedingung: Marina muß ihr wöchentlich einen Bericht schreiben, über den Stand der Entwicklungen - damit Fräulein Iwanowitsch nachts etwas zum Lesen hat. Und die dumme Marina - in ihrer Klasse haben alle Kerle Genickschmerzen, weil sie ununterbrochen den Kopf nach ihr drehen. Die setzt sich freiwillig auf die selbe Abschußrampe!
Die Fotos von Marina in der Folie sind ein Anfang. Ludmilla wird einen Wegwerf Anzug entwickeln. Die Kosmonautin wird in eine reißfeste, luftdichte Folie verpackt. Nach Gebrauch wird die Folie mit einer Schere aufgeschnitten und die Kosmonautin befreit. Die Folie muß in mehreren Lagen gewickelt werden, wie ein Transformator im Netzteil vom Radio. Die Lagen fangen den Luftdruck schichtenweise ab. Keine Schicht ist mehr aufgeblasen wie ein Autoreifen. Der Anzug bleibt beweglich. Ein einzelner spitzer Gegenstand kann nicht mehr mit einem Stich das Leben eines Kosmonauten bedrohen. Am besten gleich eine selbstheilende Folie verwenden, dann werden kleine Luftlöcher automatisch repariert.
Ludmillas Gedanken schäumen über. Die Ritterrüstung hat ihr gleich nicht gefallen. Auch die modernen Raumanzüge der Amerikaner, mit denen sie auf dem Mars landen wollen, sind Ritterrüstungen. Das hat ihr vorher schon nicht gepaßt. Und dann der Zirkus mit dem An- und Ausziehen. Einen amerikanischen Anzug anziehen dauert eine halbe Stunde. Als Rettungsanzug völlig unbrauchbar.
Fürs Klo ist Ludmilla immer noch nichts eingefallen. Manner können im Stehen pinkeln. Sie brauchen noch nicht einmal die Hosen auszuziehen. Bei Frauen geht das nicht. Am einfachsten geht es noch mit Rock, am besten Minirock. Am Höschen kann man vielleicht vorbeipinkeln, aber wenns schiefgeht, dann ist frau begossen. Ohne Schwerkraft ist das Pinkeln ein großes Problem. Walther Goat, der derzeitige Häuptling von der ISS, hat ihr berichtet, daß er in der ISS einmal, mit einer Art Fischnetz, einen Tropfen Flüssigkeit durch drei Module gejagt hat, und gerade noch verhindern konnte, daß er in einem Luftschlitz der Klimaanlage verschwindet and dann die gesamte Station versaut.
In einem Erotikmagazin hat Ludmilla einmal den Striptease einer amerikanischen Astronautin gesehen: Die Astronautin stellt sich an die Wand und hängt ihren Rucksack in ein Gestell. Dann schließt einen Versorgungsschlauch an. Sie nimmt ihren Helm ab. Sie zieht ihre Handschuhe aus. Sie löst, auf Bauchnabelhöhe, das Oberteil von der Hose. Sie fällt auf die Knie und schlüpft dabei aus den Armen und dem Oberteil. Sie steht wieder auf und steigt aus der Hose, die mit den Stiefeln aus einem Stück besteht. Jetzt trägt die Astronautin einen Einteiler, von Hals bis Schritt geknöpft, langärmelig, langbeinig und mit den Strümpfen fest verbunden. Am Schluß steht die Astronautin in einem langärmeligen Unterhemd und einer unförmigen Hose, die vom Bauchnabel bis zum Knie reicht, da. Mehr hat das Magazin nicht gezeigt. Ludmilla hat gesehen, daß die Astronautin keinen BH trägt, wozu auch, es gab nichts zu tragen. Aber die Hose? Jetzt dämmerts - die Hose ist eine Windelhose.
"Marina könntest du für mich eine Woche lang den Raumanzug tragen?"
Marina kann Ludmillas Gedanken nicht lesen und ist immer noch bei ihren Fotos in Latexverpackung. "Du meinst jeden Tag, eine ganze Woche lang, ohne ihn zu waschen?"
"Ich meine eine Woche lang, Tag und Nacht. Marina die ersten Kosmonauten, die die Erde umkreist haben, haben den Anzug vom Start bis zur Landung tragen müssen. Sie haben den Anzug im Weltraum nicht ausziehen können. Für einen Mondflug kommen wir vier Tage lang nicht aus dem Anzug."
Marina macht ein verzweifeltes Gesicht. "Und was ist wenn ich mal muß?"
Schade, damit kann Ludmilla Marina nicht mehr überraschen. Marina ist zwar blond, ganz verboten blond, aber blöd ist sie nicht. Ludmilla weiß, nur gefärbte Blondinen sind blöd - aber auch nur manchmal.
"Marina hast du schon mal was von Inkontinenzhöschen gehört?"
"Meine Großmutter hat eine getragen. Das war eine schweinische Sache. Nach der Geburt von meiner Mutter hat Oma das Wasser nicht mehr halten können. Oma hat das lange vor uns versteckt, erst als sie bettlägrig wurde habe ich es mitbekommen. Ludmilla wenn ich groß muß, dann will ich aufs Klo. Wenn ich nichts esse halte ich es vielleicht drei, vier Tage aus. Trinken muß ich. Ludmilla - das muß wirklich sein?"
"Ich werde auch den Anzug tragen müssen. Spätestens wenns hochgeht zur neuen MIR. Da droben gibt es ein Klo. Ich weiß aber nicht wie es funktioniert. Bei den Amerikanern gab es anfangs kein Klo. Das war eine Riesensauerei - ich habs von Walther Goat gehört."
Marina nachdenklich und sehr kleinlaut. "Also gut - wenn du auch einen trägst versuche ich es für eine Woche. Aber wenn ich groß muß, dann will ich raus. Einverstanden?
Ludmilla ist einverstanden. Wenigstens braucht sie sich nicht allein vor der Klasse zu blamieren, wenn sie den ganzen Tag im Raumanzug rumläuft. Aber der Gedanke in die Hose machen zu müssen - und dann den ganzen Tag lang drin rumlaufen zu müssen?
"Marina wenn die mich auf den Mond mitnehmen - dafür würde ich sogar eine Woche lang mit verschissenen Hosen rumlaufen!"
Ludmilla und Marina müssen lachen. Ob das der Grund ist warum es auf allen Raumstationen immer so stinkt? Ludmilla war nie oben gewesen. Aber von allen Funkamateuren: Amerikanern, Russen, Franzosen und Deutschen weiß sie es. Wenn die Lucke zur Station aufgeht, dann bleibt Kosmonauten, Astronauten und Espaceionauten gleichermaßen die Luft weg! Juri Gagarin hat das nicht mehr erlebt. Er ist immer in seiner Kapsel geblieben und mit der Kapsel wieder gelandet. Der Geruch hat sich langsam aber stetig in Richtung Gestank verändert, Juri konnte sich daran gewöhnen.
Mit der Saljut fing alles an. Die MIR war am längsten oben und hat mehrfach gebrannt. Auch die ISS blieb nicht lange duftfrei. Die Neue MIR wird durch das japanische Hotel mit frischer Luft versorgt. Aber trotzdem soll es da oben immer noch bestialisch stinken.
Marina schlägt Ludmilla vor, erst einmal zu üben. In der Apotheke werden sie zwei Inkontinenzhöschen besorgen, und jede Menge Einlagen. Die Einlagen sind größer als die Einlagen für Monatsslips - also geht auch mehr rein. Ludmilla und Marina werden heute abend die Slips anlegen. Morgen damit zu Schule gehen und am Abend die Sauerei gemeinsam besichtigen. Dann wird gemeinsam gewaschen und danach der gewaschene Slip mit einer frischen Einlage wieder angezogen. Wer groß muß, der darf aufs Klo - aber nur unter Aufsicht der anderen. Damit nicht gemogelt wird. 14 Tage lang werden die Ergebnisse aufgezeichnet und dann berechnet was bei fünf Tagen anfallen dürfte. Dann wird entschieden wie es weitergeht.
Ludmilla ist erstaunt über Marinas vorbildliche, wissenschaftliche Vorgehensweise. Und Marina hat Stoff für ihren Wochenbericht an Fräulein Iwanowitsch.
Ludmilla Bibikow 4.
aus "Der Blitz legt Eier"
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