Es ist nicht notwendig, die ganze Vergangenheit auszubreiten, das, was für diese Geschichte wichtig ist, reicht vollkommen. Der Mann steht im Mittelpunkt, aus seiner Sicht wird erzählt. Aber die Frauen sind genauso wichtig, ohne sie gäbe es keine Handlung, ohne sie wäre die Erzählung saft- und kraftlos. Was hätte man über einen Mann berichten können, der ohne sexuelle Gelüste dahin vegetiert, welch lahme Handlung ohne die Beziehungskonflikte, ohne die Komplikationen, die dem Leben die Würze verleihen?
Ein Mann in den besten Jahren, so Mitte vierzig, verbringt seinen Urlaub in einem fernen, Land, dessen Sprache er hinreichend beherrscht. Das Land hat sicher ein Vorbild in der realen Welt, aber es reicht, wenn man weiß, dass es in Lateinamerika ist und man Spanisch spricht. Der Protagonist hat bewusst keinen Namen und er soll auch namenlos bleiben. Ein Name belastet, er legt einen Typ fest, jemanden, den man vielleicht kennt. Namen klingen oft gewollt und bemüht und sind für eine solche Geschichte selten nötig. . Bei den Frauen ist es anders, die brauchen Namen, weil man sie unterscheiden muss. Sie soll man sich besser vorstellen und einordnen können, wenn eine Angela heißt, denkt man eher an einen Engel als bei einer Ludmilla. Aber zurück zu dem Mann.
Er ist in vielem ziemlich normal, ledig, ganz gut aussehend, er kann sogar charmant sein, wenn er will. Er ist nicht groß, nicht klein, nicht dick, nicht dünn. Man könnte sagen, ein Mann ohne Eigenschaften, wenn diese Bezeichnung nicht schon längst belegt wäre. Er hat eine gute Ausbildung, arbeitet in einem Büro, ein Job, der ihn ausreichend ernährt und nicht allzu sehr fordert. Zu einer festen Beziehung hat es bisher nicht gereicht, vielleicht weil er sich nie sicher ist, ob er überhaupt eine will. Es gibt Zeiten, da strebt er eine an, hat auch schon ein paar Versuche unternommen, die aber alle fehlgeschlagen sind.
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