Vielleicht aber sind die meisten auch der schrägen PR der Regierenden erlegen. Hier in Görlitz zeigt sie sich etwa in Schildern von zwei Maskierten mit der Überschrift: „Einen schönen Görlitzer kann nichts entstellen“, oder ein Foto der Dächer der Stadt mit dem Text „Görlitz ist auch mit Abstand schön“. Man muss unbedingt einige Exemplare dieser Werke aufbewahren für spätere Generationen, die sich über all das lustig machen werden. An den verlassenen Haltestellen auch hier diese grenzüberschreitenden Aufforderungen: „Mund und Nase bedecken“. Ich empfinde es jedes Mal als Eindringen in meine Intimsphäre, gerade so als stünde da „Muschi und Arschloch bedecken“. Die Eingriffe gehen ja auch immer weiter in die Intimsphäre, man beachte die Aufforderung an Flugpersonal, Windeln zu tragen. Auch das sollten Historiker unbedingt archivieren, es wird Satiresendungen der Zukunft viele Folgen lang ausfüllen. Bald wird auf Schildern im öffentlichen Raum oder aber in der angepassten Presse stehen: „Bitte das Klopapier nur einseitig verwenden“ oder „Bitte den Hintern von oben nach unten abwischen“. Und Hände waschen nach dem Wichsen nicht vergessen.
In diesen Zeiten kann ich mir plötzlich so viel vorstellen.
Ich kann mir vorstellen, wie es in der DDR Zeit war. Etwa beim Anblick der „Seniorenresidenz Volkssolidarität“, einer „Wohngemeinschaft für Demente“. Die Bewohner leben vermutlich auch im Geiste wieder in der schlechten (oder guten?) alten Zeit. Sollten einige von ihnen noch vor die Tür gehen können, werden sie spätestens dann glauben, zurück in der Vergangenheit zu sein. Leere Restaurants, Schlangen vor den Geschäften. Fehlt nur noch Honi im Radio, aber der heißt jetzt Frank Walter Steinmeier und kommt aus dem Volksempfänger in die Zellen der Gefangenen im Pflegeheim, bevor sie reihengeimpft werden. Ich fühle mich hier einfach wie im Ostblock. Ein Name, der passt.
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