Auch heute saß ich bei ihr auf dem Bett. Dounja hatte ihren Kopf in meinen Schoß gelegt. Oft sprachen wir Stundenlang kein Wort. Natürlich auch, weil sie immer wieder einschlief. Der Kalender zeigte den 22.06., ein Montag. Acht Monate sind inzwischen seit der niederschmetternden Diagnose vergangen. Draußen war herrlichstes Wetter. Das ganze Wochenende über ging es meiner Frau nicht gut. Letzte Woche meinte der Arzt, man muss an Abschied denken. Anna war am Wochenende zu Besuch. Sie versuchte tapfer zu sein. Seit Tagen ist ihre Mutter vollgepumpt mit Schmerzmittel. Heute Morgen wollte sie erst einmal eine deutlich kleinere Dosis. Setz Dich doch ein wenig zu mir;“ bat Dounja, als ich frischen Tee auf ihren Nachttisch stellte. Sie fing an zu erzählen. Von meinem ersten ansprechen, über den ersten Kuss und die erste Nacht. Sie freute sich noch einmal über unseren großen Urlaub im letzten Jahr. Den Abend mit den zwei Männern und wie wir uns seither so oft an der Erinnerung aufgegeilt hatten. Sie erinnerte sich an unseren Sex auf der Motorhaube unter griechischen Sternen. Und sie lächelte noch einmal über den gewonnenen ‚Wettstreit‘ gegen die Engländerin, als sie mich als Ersten zum Spritzen brachte.
Dounja erzählte, wie es anfing mit den Bauchschmerzen. Und über den verschobenen Pofick. „Das wirst Du nie vergessen!?“ stellte sie fragend fest. „Nein, das werde ich nie vergessen!“ bestätigte ich meiner großen Liebe. „Die Nacht mit Enissa. Da hast Du auch mich vorgezogen!“ Ein wenig Stolz spiegelte sich in ihrem Gesicht. „Ja, Enissa; meine beste Freundin!“ Melancholisch wanderten ihre Gedanken ab. Dounja entschlummerte für ein paar Minuten. „Weißt Du noch?“ fragte sie die Augen aufschlagend. „Unsere Hochzeit!“
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