Nur war es schwer, einen wirklich ausgezeichneten Tanzpartner zu finden. Da war ich anspruchsvoll und nur höflich gnädig, wenn ich mich mit zweiter Wahl über Wasser halten musste.
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Was ich da vom Tresen der Tangobar Milonga aus beobachtete, war nicht einfach ein Paar, das diesen unglaublich anregenden Tanz meisterlich beherrschte. Was ich sah, aufsog in mich, war die Urgewalt des Eros! Und alles an Virtuosität ging von diesem Mann aus, seine Partnerin reagierte genial auf jede Nuance und jede Zumutung, aber sie reagierte nur und ließ sich bedingungslos führen von ihm. Und es gab kein Anzeichen dafür, dass er ihr irgendeinen Raum für ihre Persönlichkeit geben wollte. Sie legte all ihre Kraft und all ihren Stolz in ihre Bewegungen, um ihm zu trotzen, doch bannte er jedes Aufbäumen mit seinem todernsten Blick, der in die Tiefe ihrer Seele drang!
Als die Musik verstummte, bemerkte er meinen Blick, ließ seine Partnerin mit kurzem Dank achtlos stehen und kam auf mich zu. Ich bin Hannes, aber alle hier nennen mich Juan. Ich verstehe, so wie du den Tango tanzt, ich bin Tina! hauchte ich mit brüchiger Stimme. Tanz mit mir, forderte er mich auf, reichte mir elegant seine Hand, zog mich heran und nahm die Tanzpostion ein, ohne eine Antwort von mir abzuwarten. Er nickte knapp, schmiegte sich in die ersten Klänge des Bandoneons und wurde ganz eins mit der Musik – und mir. Noch nie hatte ich so instinktiv, so federleicht in den Armen eines Mannes getanzt! Die ganze Kraft seines muskulösen Körpers bekam ich nur dann zu spüren, wenn er mir hob, warf und auffing, ohne mich loszulassen – wie Banderas in jener atemberaubenden Tangoszene. Er sprach kaum, wollte nichts wissen von mir und ich nicht von ihm, weil wir alles erfuhren von unseren Körpern im genialen Zusammenspiel unserer Bewegungen zu göttlicher Musik. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er mich diesen Abend nicht mehr gegen lassen würde und wir tanzten nur noch miteinander.
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