Affäre zuhaus

Tinas Geschichte

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Affäre zuhaus

Affäre zuhaus

Stayhungry

Jeder zweite, dritte Tag eine durchliebte Nacht, eine erotische Offenbarung, ein sinnlicher Parforceritt – was wollte er mehr? Zunächst nichts, außer, dass die Zeit verging bis zu unserem nächsten Beisammensein. Ich gebe zu, eine Begegnung mit mir am Arbeitsplatz war wenig anregend. Mein Verhalten ignorierte unsere intimen Begegnungen. Knappe Nachrichten auf Bildschirm oder Smartphone: 20 Uhr, bei mir? waren ihm wohl mehr Befehl als Einladung, zumindest ein zu nüchterner Vorschlag. An manchen Tagen schnell am Telefon oder im Vorbeigehen kam es nicht viel gefühlvoller bei ihm an. In unseren Nächten ließ ich nichts von dem erkennen. Wir verstanden uns blind, und obwohl er aufrichtig versuchte, meine tiefsten unausgesprochenen Wünsche zu erforschen und zu erfüllen, so tat dies doch überwiegend ich an ihm.

Dennoch wurde K. missmutig. Ich merkte, seine Gefühle wollten mehr. War er wirklich so unsterblich verliebt in mich? Unsere Art im Alltag war zu unterschiedlich, und da hatten wir uns auch nicht viel angenähert bzw. einen gemeinsamen Alltag außerhalb des Büros hatten wir bisher auch nicht wirklich. Ich ging nicht mal mit ihm zusammen einkaufen, obwohl ich ihn ja bewirtete. Und das bewirkte bei ihm eine skeptische Zurückhaltung. Die belastete ihn, denn tief drinnen schmachtete er mich an. Ich hätte glücklich sein sollen und wirklich: ich genoss seine Nähe, seine Berührungen, sein Verlangen. Aber sonst? Vielleicht wollte ich einfach nicht, dass er so sukzessive bei mir einzog. Einladungen ins Restaurant lehnte ich ab. Ich gab deutlich zu verstehen, dass wir die Zeit besser nutzen konnten, was seinem Begehren ja entgegenkam. Und am Wochenende verschwand ich in meine Heimatstadt, auch dazu lud ich ihn nicht ein. Meine Welt, seine Welt, unsere Welt – ich fühlte mich mit diesen abgetrennten Bereichen am wohlsten.

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