Affäre zuhaus

Tinas Geschichte

56 10-16 Minuten 0 Kommentare
Affäre zuhaus

Affäre zuhaus

Stayhungry

Ich kann nur sagen, da wirkte er hellwach hinter seinem Schlagzeug und sehr lebendig! Aber das war auch kein Wunder! Ihre Sängerin war so eine Rockröhre in schwarzem Leder und die wackelte ja den ganzen Abend ihren traumhaften Hintern vor seiner Nase rum! Wer so die Nacht zum Tag macht mit mehrmals die Woche proben und dann noch weggehen, der kommt schon mal verschlafen und unrasiert ins Büro. Was ihm ja egal war, ob Vorgesetzte oder lästernde Kolleginnen, er machte seine Arbeit ordentlich und war daher nicht zu kritisieren. Als ich ging, verabschiedeten wir uns mit kurzem Gruß, doch mit der Geschäftsführung im Schlepptau so ganz anders als nach gemeinsamen Nächten. K.s fragender Blick offenbarte seine Ahnung, es läge nicht nur an unserem unausgesprochen vereinbarten Stillschweigen über unsere Beziehung.

*

K. brauchte das Liebesgeflüster. Das ist nun eines der wenigen Dinge, die mir so gar nicht liegen. Er selbst rang sich angesichts meines diesbezüglichen Schweigens zunehmend schwerer Bekenntnisse ab. Und ich spürte, wie sehr er das vermisste. Dabei war ich ihm sinnlich doch zugewandt, was er genoss und liebte, nur es reichte nicht. Und nicht nur in dieser Hinsicht war unser Zusammensein belastet. Bei K. zu Hause war zwar alles nicht ganz so edel wie in meinem Penthouse, doch konnte ich Abendessen und Frühstück im Wintergarten einnehmen, was auch nicht so drastisch abfiel gegenüber meiner Dachterrasse. Aber daran lag es nicht. Ich fühlte mich irgendwie nicht ganz wohl, obwohl die Liebesnächte innig waren wie immer. Ich mochte es, wenn K. bei mir war. Ich dachte nicht weiter, ich dachte nicht nach und verdrängte alle Widersprüche. In meiner Wohnung, auf meiner Dachterrasse mit Blick über den Park hinüber zur Altstadt mit der gotischen Basilika zählten nur hier und jetzt. Bei K. zu Hause, so schön es dort war, wisperte es aus allen Ecken von einem morgen, einem gemeinsamen morgen. Das war das Problem. Und dem musste ich mich endlich stellen, so schmerzlich das werden würde.

Wenn ich mit K. zusammen war, sehnte ich mich nicht nach den Exzessen des Wochenendes in meiner Heimatstadt. Es war alles wie ein unwirklicher Traum. War ich aber dort, so ergriff mich eine plötzliche Sucht und ich ließ alles bedenkenlos hinter mir. Mit dem Verzicht auf Safer Sex gleich in der ersten Nacht hatte ich mir ein Ei gelegt. Ich hatte darauf dann nur in meinen fruchtbaren Tagen bestanden, was K. anstandslos akzeptiert hatte. Seit meine einem russischen Roulette gleichende Affäre mit Juan begonnen hatte, musste ich zu K.'s Schutz wieder darauf bestehen. Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass er über meinen Zyklus sehr gut Bescheid wusste. Er war daher sehr getroffen. Natürlich tat er mir leid, aber ich konnte mich nicht weiter verbiegen. Wenn ich mich schon mit zwei Männern vergnügte, war es ein Gebot der Fairness, dass sie voneinander wussten. Dem Einen war es wohl gleichgültig, der Andere ahnte vermutlich schon einiges, obwohl ich noch nichts ausdrücklich offenbart hatte. Ob noch etwas bliebe von der menage a trois dieser amour fou, stand eh in den Sternen. Und ob ich überhaupt wollte, dass alles so blieb wie es war, wusste ich selbst nicht.

K.'s Glücksgefühl war inzwischen merklich getrübt. Und ich? Ich war ratloser denn je!

Hätte er einfach stumm sein können wie ich, es hätte wirklich anders enden können – oder auch nicht, was weiß ich!

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 14345

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben