Herr Pharod war Angestellter in Alexandria und wurde stets mit kleineren Zuastzaufgaben wie etwa der Mithilfe bei der Reorganisation der Müllabfuhr betraut. Eine höhere oder gar akademische Bildung war ihm trotz nicht unbeträchtlicher Intelligenz versagt geblieben. Sein Vater hatte alles Geld, das er nicht an den Haushalt abliefern musste, in einen riesigen Weinkeller investiert, so dass für eine weiter führende Ausbildung der zwei Kinder nichts übrig blieb.
Herr Pharod hatte noch eine Schwester, die in der Stadtgärtnerei angestellt war und zu ihm sowie zu anderen Menschen von sich aus keinen Kontakt pflegte, weil sie Pflanzen mehr liebte als etwa Angahörige, Nachbarn oder Arbeitskollegen. Genau genommen liebte sie nur Pflanzen, und zwar so innig, dass selbst die Badewanne und die Kloschüssel in ihrer kleinen Wohnung als Pflanzenbehälter herhalten mussten – in der Kloschüssel spross eine Hydrokultur – und Frau Pharod ihre Notdurft in der gegenüber liegenden öffentlichen Toilette verrichtete.
An der Bushaltestelle, wo Herrn Pharods morgendliche Fahrt ihren Anfang nahm, standen sich bereits mehrere Wartende die Beine in den Bauch. Frau Nefrosobek, seine dickliche, schwawtzhafte und unruhige Nachbarin stand bereits da, mit unzähligen Einkaufstaschen, einem bunten Kopftuch und einer Bananenstaude. Herr Pharod, sorgsam darauf bedacht, nicht mit Frau Nefrosobek kommunizieren zu müssen, versteckte sich hinter dem Ticketautomaten. Zu spät. Ein freundliches “guten Morgen, Herr Pharod” schallte ihm entgegen. Sich Frau Nefrosobek zu entziehen, gelang Herrn Pharod kaum; sie schien Sperberaugen zu haben für Leute, die ihr aus dem Weg zu gehen versuchten.
Als er den Kopf hob, um den Gruss zu erwidern, blickte er verwundert in das Gesicht eines Affen. Frau Nefrosobek liess sich nichts Besonderes anmerken und plauderte über Belanglosigkeiten – ein ununterbrochener Redeschwall brach über Herrn Pharod herein und ertränkte ihn beinahe. Zuhören mochte er nicht – aber das Affengesicht faszinierte ihn und er überlegte, ob wohl unter Frau Nefrosobeks zitronengelbem Rock der Körper eines Schimpansen steckte.
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