Affen

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Anita Isiris

Als Herr Pharod wie jeden Morgen von seinem alten, rostigen Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde, gähnte er erst mal lautlos, um seine Frau nicht zu wecken. Diese reagierte auf Geräusche ihres Gatten empfindlich, gegen den laut tickenden und unangenehm rasselnden Wecker aber blieb sie immun. Neidisch betrachtete Herr Pharod seine friedlich dösende Lebensgefährtin, die keine Kinder wollte, arbeitslos war und sich damit Freiräume wie etwa den des morgendlichen Liegenbleibens schaffte, die ihm selbst verwehrt blieben. Tapsig und brummig begab sich Herr Pharood für die tägliche Rasur, die er immer vor dem Frühstück vornahm, damit allfällige Schnittwunden noch verheilen konnten, bevor er – wie er glaubte – von den Wartenden an der Bushaltestelle in einem Vorort von Alexandria spöttisch begutachtet wurde, ins Badezimmer.

Verschlafen blickte er in den Spiegel und stutzte. Nicht der Bartschatten irritierte ihn. Der war übers Wochenende entstanden. An Wochenenden rasierte Herr Pharod sich gewohnheitsmässig nie. Was ihn so gefangennahm, waren die dunklen Haare an Stirn, Nase und Backenknochen, Diese Haare gehörten dort nicht hin – auf keinen Fall. Geräuschlos schlich Herrr Pharod sich zurück ins Schlafzimmer. Ein milder Schreck durchzuckte ihn aber, als er seine Frau zum zweiten Mal betrachtete. Was war das da am Handrücken? Vom Gesicht gar nicht zu reden, und dort, am Ausschnitt ihres weissen Nachthemds, wo ihr schwerer Busen sich wölbte... Haare, nichts als Haare. Zögernd schob er die Bettdecke zurück, und seine Vermutung bestätigte sich. Ihr Hemd war bis zu den Hüften hochgerutscht, und ihr sorgsam getrimmtes Wäldchen hatte sich zu einem wahren Dschungel entwickelt. Herr Pharod musste ein Lachen unterdrücken. Gleichzeitig liess ihn der Ernst der eigenen Lage wieder erstarren. Da ihm aber Pünktlichkeit und Pflichtbewussstsein über alles gingen, drückte er seiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, die noch am spärlichsten behaart war, verzichtete aufs Frühstück und verliess schaudernd die Wohnung.

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