Die afrikanischen Schwestern

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Die afrikanischen Schwestern

Die afrikanischen Schwestern

Yupag Chinasky

Sie hat keine Pickel im Gesicht, dafür aber einen deutlichen Leberfleck auf der Oberlippe und einen kleinen Ring in einem Nasenflügel. Die vollen Haare sind zu zwei Zöpfen geflochten, die von einem Netz auf dem Kopf gehalten werden, das sieht irgendwie witzig und ziemlich altmodisch aus, findet er. Betty ist augenscheinlich die Jüngste. Ein hochaufgeschossener, schlaksiger Teenager, mit dünnen Armen und sehr schlanken, fast schon dürren Beinen. Die krausen Haare türmen sich, zu einem Knoten gebunden, auf ihrem Kopf. Sie hat im Gesicht weder Pickel noch braucht sie Schminke und ist vermutlich deswegen die dunkelste von den Dreien. Sie trägt enge Jeans und ein weites, rotes T-Shirt mit dem Logo einer Metzgerei. Sie scheint weder einen Busen noch einen nennenswerten Hintern zu besitzen, stellt er auf die Schnelle fest, das was ihr fehlt, ist anscheinend alles bei Mona gelandet. Nancy hat dieselben Sachen an wie am Tag zuvor, dieselben wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf der Rolltreppe im Kaufhaus. Enger Rock, enge Bluse mit Ausschnitt, diesmal wieder Netzstrümpfe und Sandalen. Als sie sich umdreht, um an der Theke zu bestellen, sieht er das Loch im Muster der Strümpfe und auch wieder das kleine Dreieck am Rockbund, das diesmal allerdings weder leuchtend rot noch cremeartig weiß, diesmal füllt es ihre braune Haut aus.

Die Schwestern trinken reichlich Milchkaffee, dazwischen auch Cola und essen viele süße Teilchen. Sie gestikulieren viel und reden sehr laut und sehr munter daher, meist mit vollem Mund und in einer Sprache, die er nicht versteht. Es scheint sie nicht zu stören, dass er nicht mitreden kann. Ihm kommt es vor, dass sie ihn zeitgleich akzeptieren und ignorieren. Irgendwann erklärt Nancy, dass Betty nur ein paar Brocken Englisch spricht, sie sei in der Schule zu faul gewesen. Dann erzählt sie die Geschichte mit dem verwechselten Portemonnaie und alle drei lachen sehr laut.

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