Die afrikanischen Schwestern

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Die afrikanischen Schwestern

Die afrikanischen Schwestern

Yupag Chinasky

Er hätte doch warten sollen, dachte er, als er schon längst das Kaufhaus wieder verlassen hatte, aber dann redete er sich ein, dass dies den Aufwand doch nicht wert gewesen wäre. Und so endete ihre erste Begegnung, ohne dass sie sich näher gekommen wären.

Doch das Glück meint es gut mit ihm. Durch Zufall trifft er diese Frau ein paar Tage später wieder, diesmal bei Ikea. Er ist gerade damit beschäftigt, einen Hotdog zu essen. Er steht vor einem Fenster in dem großen Eingangsbereich des Möbelladens. Hier zu essen ist eigentlich nicht das, was ihn normalerweise begeistert, seine Ansprüche sind deutlich höher, aber immer wenn er zu Ikea kommt, was selten genug der Fall ist, bestellt er sich einen Hotdog. Die schmecken ihm hier, weil er soviel Zwiebeln und Gurken aufhäufen kann, wie er will und das Ganze noch mit Senf, Ketchup und Mayo bekleckern kann. Er nimmt immer alles und von allem reichlich, um diesem schlaffen Gebilde aus bleichem Teig und rötlichem Wurstersatz wenigstens ein wenig Geschmack zu verleihen. In in dem ohnehin niedrigen Preis, ist sogar noch ein Kaltgetränk inbegriffen. Zwar wäre ihm ein Bier lieber, aber das gibt es hier nicht, und so holt er sich immer die Holunderlimonade, die auch nicht schlecht schmeckt und mit der seinen Pappbecher mindestens dreimal auffüllt. Er steht also an einem dieser hohen, runden Tische und kaut auf dem überladenen Hotdog herum. Er muss aufpassen, dass ihm die Gemüsebeilage nicht herunterfällt und er sich nicht mit dem bunten Aufstrich bekleckert. Kann aber trotzdem aus dem großen Fenster auf den Vorplatz schauen. Er sieht auch den halbvollen Parkplatz, dahinter die Schnellstraße mit ihrem pausenlosen Verkehr, links Teile des Gewerbegebiets, rechts Felder mit Büschen und Bäumen und sogar noch die Autobahn auf einem künstlichen Damm.

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