Sie reizten mich nicht mal bei der Vorstellung, dass der Sex an sich vielleicht ganz befriedigend sein könnte. Darum war es mir aber noch nie vorrangig gegangen, ich musste Sympathie verspüren und liebevolles Verlangen. Fand ich nun beim interessierten Mann diese Haltung, wehrte ich ihn erschrocken ab. Ich war frustriert und hatte nach meinem Gefühl auf der ganzen Linie verloren. Mein Verstand war nüchtern genug, dies zu Recht zu rücken, ich war einfach noch nicht so weit. Wieder zugeknöpfter, versuchte ich in meiner Prüfung auch die Auswirkungen auf den Bewerber in Betracht zu ziehen und wurde, ohne es wirklich zu wollen, ein Eisberg.
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Das Studio von Madame Agnes bot mir, was andere in einem exklusiven Wellness-Hotel finden. Die Alimentation bewegte sich in annähernd astronomischem Bereich, also auch für meine unbeschwerten finanziellen Verhältnisse anspruchsvoll. Aber ich muss nicht jedes Attribut meines gesellschaftlichen Status besitzen, deshalb kann ich mir das, was mir wichtig ist, meist leisten. Der Service von Madame war umfassend von höchstem Niveau und in jeder Hinsicht seinen Preis wert. Das Beste aber war, wie im guten Restaurant, man konnte bleiben, solange man wollte. Es gab weder eine kleinliche Abrechnerei noch eine Mahnung, für die nächste Schicht freizumachen. Äußerlich nicht einladend, aber Anonymität sicherstellend zwischen Autohäusern, Baustofflagern und industriellen Fertigungshallen angesiedelt, ergab sich im Inneren ein weitläufiges Areal an Aufenthalts- und Rückzugsräumen, Treffpunkten, Lustwiesen und sinnlichen Landschaften. Die Rezeption glich der eines jeglichen Wirtschaftsunternehmens, das Kundenkontakte und Geschäftsbesuche erforderte, war hell, freundlich, modern gestaltet. Wer neu war oder sonst Weiteres zu besprechen hatte, wurde zu Madame ins Büro gebeten.
Agnes' Haus
Tinas Geschichte - Teil 22
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