Deswegen habe ich dich aus der Schusslinie genommen, mich in die Mitte des Geschehens gedrängt, obwohl ich das eigentlich üblicherweise nicht machen will, um nicht das zu verhindern, was zwischen meinen Gästen ermöglicht werden soll. Ich habe gespürt wie erleichtert und dankbar du warst. Ich habe verstanden, dass du die Gelegenheit zur Flucht genutzt hast, die ich dir verschafft hatte. Aber ich habe es sehr bedauert, dass du gegangen und nicht mehr zurückgekehrt bist. Du hast mir sehr gut gefallen. Ich habe liebevolle Gefühle empfunden, aber ich weiß nicht, ob du das richtig einordnen kannst. Es passiert mir gelegentlich, dass ich so empfinde und es ist meist etwas, das nicht bekannt wird und keine konkreten Folgen hat, ein Begehren ohne Absichten. Manches, dass ich gewagt hatte, ging schief und hatte Verletzungen zur Folge, die will ich nicht. Und was ich hier erlebe, füllt mich auch sehr aus.
Was weiter geschieht, überlasse ich meist einfach dem Schicksal. Du bist nicht wieder gekommen, das war auch eine Aussage. Und als ich Margarete einmal nach dir fragte, hat sie mir von deinem neuen Glück erzählt. Dein Gesicht habe ich aber nicht vergessen, und mit den inneren Bildern anderer lieber Menschen in mir habe ich es ein wenig lebendig gehalten. Dass du nach Jahren selbst hierher zurückgefunden hast, habe ich zunächst nur ein wenig überrascht zur Kenntnis genommen. Im Gespräch mit dir war es dann um mich geschehen. Ich weiß nicht, ob dich dies schreckt und mir persönlich wäre es lieber gewesen, wir hätten geschwiegen. Aber du hast mich gefragt und ohne Antwort wäre etwas zwischen uns gestanden. Keine Angst, ich habe keine Ansprüche an dich, doch es berührt mich sehr, dich auf deinem Weg zu begleiten. Es wird nicht den ganzen Weg entlang sein, das ist mir mehr bewusst als dir. Nun musst du sehen, wie du mit diesem Bekenntnis umgehen willst.
Agnes und ich
Tinas Geschichte - Teil 23
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Agnes und ich
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