Ahrweiler – Teil II

oder: das Buch des Lebens

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Ahrweiler – Teil II

Ahrweiler – Teil II

Gero Hard

„O.k.! Wenn du es wirklich willst? Bist du dir da auch sicher?“, sie nickte nur. „Ich war auf dem Weg zu meinem Zelt und hatte gerade mit meinem Mitarbeiter telefoniert, als ich dein Klopfen hörte. Ein Hundeführer mit seinem Rettungshund standen vor einem großen Haufen Schutt. Der Hund schnüffelte, wurde unruhig und schlug an, dann hörte ich das Klopfen nochmal. Der Mann und ich begannen uns einen Zugang zu räumen und dann sahen wir den ersten Hohlraum. Dort fand ich deinen Sohn. Und dann hast du nochmal geklopft. Da wusste ich, wo ich dich suchen musste. Den Rest kennst du ja.“

„Ich danke dir.“

„Wofür?“

„Ich muss ein fürchterlicher Anblick gewesen sein. Das Bein, der Dreck, die Wunden … und …!“

Sie stockte und lief knallrot an. Ihr Blick senkte sich und blieb in ihrem Schoß hängen.

„Und?“, fragte ich sie auffordernd.

„Es muss da doch übel gestunken haben. Ich meine, weil ich doch in die Hose gemacht hatte.“

„Das hat mir nichts ausgemacht. Du hattest schließlich keine Wahl.“

„Und Todesangst hatte ich! Flo, kannst du dir das vorstellen, was ich für eine scheiss Angst hatte?“

„Ja, das kann ich. Mir war schon mulmig zumute, als ich in den Hohlraum gekrochen bin. Und darin ein paar Tage eingeklemmt zu sein, muss die Hölle gewesen sein.“

Für einen Moment sahen wir uns nur an. Es war eine bedrückende Stille. Jeder von uns wusste oder ahnte wenigstens, was im Kopf des anderen vorging.

„Flo, ich kann das nicht.“

„Was kannst du nicht, Imke?“

„Ich kann nicht wieder mit dir zusammenkommen. Wir können nicht wieder ein Paar sein. Nicht, nachdem was passiert ist.“

„Wie kommst du denn jetzt auf sowas?“

„Weil du mich mitnehmen willst. Deshalb. Du willst mich von meiner Familie wegreißen.

Ich war damals sehr verletzt, als es mit uns nicht funktionierte. Es hat mir weh getan, dass dir der Beruf und die Feuerwehr wichtiger waren als ich. Ich konnte es nicht ertragen, dass wir uns immer wieder über den Weg gelaufen sind.

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Ahrweiler

schreibt franzl

Kann man diese tragische Entwicklung noch ergreifender, bewegender beschreiben? Ich denke, nein. Der Autor hat es verstanden, uns dieses schreckliche Ereignis mit seinem Beitrag angesichts der schnelllebigen Zeit wieder in Erinnerung zu rufen. Dafür gebührt ihm Dank. Frajol.

Gedichte auf den Leib geschrieben