Modrig, faulig und teilweise auch nach Verwesung, der von den verendeten Haus- und Stalltieren herrührte.
Auch nach Tagen mühevoller Aufräumarbeiten konnte man noch nicht von lebenswerten Bedingungen sprechen und die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Seuchengefahr drohte. Es war schrecklich das Leid der Bewohner mit ansehen zu müssen. Die Männer und Frauen arbeiteten bis zur totalen Erschöpfung und trotzdem blieb das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen.
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Die letzten drei Tage waren genauso anstrengend, wie die drei Tage davor. Es ging nur zögerlich voran. Aber ich war irgendwie froh, dass die Arbeit mich von meinen Gedanken ablenkte, die immer wieder zu Imke führten.
Seit unserem Besuch im Krankenhaus hatte ich nichts mehr von ihr gehört, aber ich wusste, dass es ihr langsam besser ging. Ihre körperlichen Wunden heilten gut, aber ihre seelischen Wunden, waren unheilbar. Und ihr Bein würde sowieso mindestens 4 Wochen in diesem Gips bleiben müssen. Der Unterarm war glatt gebrochen und war nur mit einer Schiene fixiert, so dass sie ihre Hand bewegen konnte. Zumindest war das mein Wissensstand.
Sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich musste mit ihr reden, ihr alles erklären. Das Bedürfnis, mich bei ihr
entschuldigen zu wollen, war einfach zu groß, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab. Aber wahrscheinlich wollte ich sie einfach nur sehen, ihre Stimme hören und wenn ich durfte, ihre Hand halten.
Ich rief in der Klinik an und erreichte nach ein paar Versuchen die Schwester, der ich meine Visitenkarte gegeben hatte.
Sie erinnerte sich deshalb auch genau an mich. Sie entschuldigte sich bei mir, die Karte sei irgendwie verloren
gegangen, oder von der Putzfrau versehentlich entsorgt worden.
Frau Wahlers hatte am Tag nach unserem Besuch nach mir gefragt, aber ich war ja nicht erreichbar. Die Schwester hatte Imke dann leider sagen müssen, dass ich mich nicht mehr gemeldet hatte, aber nach unserem Besuch sehr traurig ausgesehen hatte.
Ich sprang über meinen Schatten und fuhr mit einem geliehenen Fahrrad zum Krankenhaus. Was sollte schon passieren? Mehr als mich wieder hinauszuwerfen, konnte sie nicht tun. Aber dann hatte ich es wenigstens probiert.
Ich klopfte zögerlich gegen die Zimmertür und ein schwaches ‚herein‘ bahnte sich den Weg durch das schwere Holz.
Mein Herz klopfte wie wild, einerseits vor Freude, Imke gleich wiedersehen zu können. Aber auch vor Aufregung, was wohl gleich passieren würde.
Die Tür schwang auf und gab den Blick auf Imkes Bett frei. Meine im Park gepflückten Blumen machten zwar einen jämmerlichen Eindruck, aber besseres war in dieser verwüsteten Gegend nicht zu finden.
Ihr Blick verfinsterte sich, scheinbar hatte sie mit jemand anderem gerechnet: „Florian …, was willst du denn hier?“
„Imke, ich muss mit dir reden. Es ist mir wichtig!“ … es ist mir wichtig‘ war früher unser Signal dafür, dass es wirklich ein ernstes Thema war, um das es ging.
„Du hast dich drei Tage nicht sehen lassen! Was sollte es nun plötzlich Wichtiges geben, was du mit mir zu besprechen hättest?“
„Ich glaube, es gibt eine Menge, was wir zu besprechen hätten. Bis hin zu unserer Trennung vor 10 Jahren. Aber jetzt gibt es Wichtigeres!“
Ahrweiler
schreibt franzl