Die Eltern wurden zum Gespött der Leute, überall wurde mit Fingern auf sie gezeigt und alle wendeten sich von ihnen ab, wenn sie irgendwo auftauchten. Die Jungs haben keine Arbeit mehr gefunden und waren auch geächtet. Die Familien zogen dann weg. Ich weiß nicht, wo sie geblieben sind.“
Ich hatte plötzlich Bilder im Kopf, wie das Ganze abgelaufen sein konnte. Für mich gab es keinen einzigen Entschuldigungsgrund dafür, jemanden so etwas Fürchterliches anzutun. Einfach ekelhaft, solche Typen. Denen müsste der Schwanz abfaulen, ich fand das eine gerechte Strafe für so eine Tat. Aber die Gesellschaft hat ihre eigenen Gesetze, mit solchen Menschen umzugehen. Das Spießrutenlaufen würde nie wieder ein Ende haben, sobald man von ihrer Tat erfahren würde.
Inke hatte Tränen in den Augen. Ich lehnte mich zu ihr rüber und nahm sie in den Arm. Sie sah mich an und formulierte die Frage ein zweites Mal, die mir einen kalten Schauer über den Rücken trieb: „Schatz, hilfst du mir zu vergessen?“, fragte sie mich verzweifelt. Ich konnte ihr ansehen, dass es ihr peinlich war, mir das zu erzählen. „Ekelst du dich jetzt vor mir, wo du weißt, wie es abgelaufen ist?“
„Nein mein Engel, ich ekel mich nicht vor dir. Ich finde entsetzlich, was dir passiert ist. Glaubst du, ich kann dir dabei helfen? Traust du mir das zu?“
„Wenn es einer schafft, dann du allein!“, erwiderte sie überzeugt.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mir die Stelle des Verbrechens zeigen würde. Aber es war ein Teil ihres Lebens und sie wollte mich daran teilhaben lassen. Nicht, um mich zu quälen oder meine Reaktion zu testen, sondern weil es mir helfen sollte zu verstehen, um ihr die nötige Hilfe geben zu können, die sie zum Vergessen brauchte.
„Ich bin bei dir, meine Maus und beschütze dich in Zukunft.“, sagte ich und legte den Wahlhebel auf „D“.
Der Audi setzte sich in Bewegung, weg von diesem Ort des Geschehens. Weg von den grausamen Erinnerungen, die sie auch noch nachts verfolgten.
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