Es war früher Nachmittag und auf den Straßen war, wohl auch wegen der schwülen Hitze, nicht viel los. Ich fuhr bewusst langsam durch die Stadt. Sie sollte die Eindrücke aufnehmen können. Vieles war auch nach Wochen immer noch kaputt, oder war der Abrissbirne zum Opfer gefallen. Straßen waren noch nicht wieder instandgesetzt, die Bewohner der Stadt hatten noch nicht wieder zu gewohntem Tagesablauf zurückgefunden.
Viele hatten den Kampf resigniert aufgegeben und waren vor den Trümmern ihrer Existenz in eine der Nachbarstädte geflohen. Andere konnten es sich einfach nicht leisten, ihre Häuser und Wohnungen zu restaurieren, renovieren und wieder mit Möbeln zu bestücken. Von der vielfach erwähnten schnellen Hilfe, war hier noch nicht viel zu erkennen. Auch die Versicherungserstattungen aus den Elementarversicherungen waren noch nicht überall ausgezahlt worden. Wobei vermutlich die Wenigsten überhaupt gegen Elementarschäden im Rahmen der Gebäudeversicherung, versichert waren.
Uns bot sich auch nach Wochen noch ein erschütterndes Bild. Es ging nur langsam voran, obwohl bereits viele Helfer den Weg hierher gefunden hatten, mit ungebrochenem Eifer und Fleiß taten, was in ihrer Macht stand.
Imke hatte nach einigen Wochen Abstand einen anderen Blick für die Eindrücke entwickelt. Mit weit aufgerissenen Augen suchte sie nach Worten um zu beschreiben, was sie sah, was sie fühlte. Es waren Begriffe, wie z.B. unfassbar, unglaublich, entsetzlich, Wahnsinn, …! Es schien mir, als realisierte sie erst jetzt komplett, welches Glück sie hatte, in dem Trümmerhaufen mit dem Leben davon gekommen zu sein. Außer mit Familie und Beruf verband sie nicht so viel mit Ahrweiler. Ein paar wenige Freundinnen, das war’s dann auch schon. Wie musste es erst denjenigen gehen, die ihr ganzes Leben hier verbracht hatten und jetzt vor dem Scherbenhaufen ihrer Existenz standen.
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