Imke kam als Erste zu mir, gab mir vor aller Augen einen Kuss und streichelte mir über meine Wangen.
„Du solltest gleich ins Krankenhaus fahren und mit ihr sprechen. Ich komme auch mit, wenn es dir lieber ist. Ich würde gut finden, wenn du ihr hilfst. Und ich hätte auch nichts dagegen, sie als Kollegin zu behalten. Von ihrer unbefriedigten Muschi abgesehen, ist sie ganz ok.“
Dann machte sie auf den Hacken kehrt, zwinkerte mir kurz zu und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Einer nach dem anderen kam zu mir. Außer Ralf, der keine Meinung hatte, wollten alle Silke als Kollegin behalten. Marko beteuerte, künftig seinen Hosenstall geschlossen zu halten.
Ich persönlich war zufrieden mit dem Ergebnis. Es war wesentlich leichter, einen IT-ler zu ersetzen, als eine Werbetexterin mit Grips. Die Guten sind nämlich nicht arbeitslos. Nun musste ich nur noch Silke davon überzeugen, dass wir alle, bis auf einen, auf ihrer Seite waren.
Mein Entschluss stand fest. Ich ging kurz zu Imke, um mich mit einem Küsschen zu verabschieden.
„Toi, toi, toi, du schaffst das!“, sah sie mich verliebt an.
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Zaghaft klopfte ich an die Tür, hinter der ich Silke wusste. An der Information hatte man mir ihre Zimmernummer verraten, nachdem ich versichert hatte, nicht ihr Mann und auch sonst kein Verwandter ihres Mannes zu sein.
Ich klopfte und wartete auf das sonst übliche ‚herein‘. Aber stattdessen hörte ich leise: “ Wer ist da?“
„Ich bin’s Florian.“, antwortete ich kurz. Auf dem Flur musste ja nicht gleich jeder mithören.
„Ach du bist’s. Ich dachte schon … komm rein.“
Mir bot sich ein fürchterlicher Anblick, als ich den Raum betrat. Silkes linke Gesichtshälfte war komplett geschwollen und schimmerte in verschiedenen Farben, wobei tiefblau-violett den Hauptanteil ausmachten. Nur an den Rändern war ein leichter Grün- und Gelbton zu erkennen. Der Bluterguss zog sich bis in ihr Auge hinein, das dadurch blutunterlaufen war.
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