Ahrweiler - Teil VII

Nicht alles endet irgendwann!

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Ahrweiler - Teil VII

Ahrweiler - Teil VII

Gero Hard

Worte, die sie vor kurzem leise vor sich hingesagt hatte, die ich aber sehr wohl verstand und abgespeichert hatte. Worte, die sofort mein Herz berührten und mein ausgeprägtes Helfersyndrom aktivierten.

Imke schlief unruhig. Sie wälzte sich von einer Seite auf die Andere. Muskeln zuckten und unvermittelt schrie sie laut auf. „Flo, bitte hilf mir, ich komme hier nicht raus…!“ Sie schlief und verarbeitete die schreckliche Erfahrung im Hohlraum. Sie zitterte und ich nahm sie fester in meine Arme. Sie beruhigte sich langsam und schlief einfach weiter.

Ihre Wimpern flatterten und verrieten damit, dass sie sich gerade in einer REM, also einer Tiefschlafphase befand.

Auch für mich war es eine schlaflose Nacht. Wenn ich grade eingedöst war, gab es entweder einen Tritt oder einen Boxhieb oder mich traf gar eine Hand, wenn sie wild um sich schlug.

Der Wecker erlöste uns beide von dieser Nacht und holte uns ziemlich unsanft in den Tag zurück. Imke war

unverkennbar mies drauf, aber wenn ich ehrlich war, ging es mir genauso. Ein kurzes Guten-Morgen-Küsschen und schon war sie im Bad verschwunden. Die Stimmung zog uns soweit runter, dass sich bei mir nicht mal die sonst übliche Morgenlatte einstellen wollte. Mein Jogi war also mindestens so deprimiert wie Imke und ich. Ich sah nach unten, spielte verträumt mit meinem schrumpeligen Freund und dachte: ‚Was für ein verkorkster Start in den Tag.‘

Kurze Zeit später saßen wir schweigsam am Frühstückstisch und würgten notgedrungen ein paar Bissen herunter. Der Kaffee brachte kurzfristig den Kreislauf in Schwung, aber er war zu schwach, als dass es für den Vormittag gereicht hätte.

Die Klinik erwartete uns bis 11 Uhr. Genug Zeit, noch kurz ins Büro zu gehen, einen flüchtigen Blick auf die Emails zu werfen und mich für den Vormittag von Maja und Marko zu verabschieden. Das Atelier sah trostlos leer aus. Zwei freie Schreibtische, das hatte ich lange nicht gesehen.

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