Vielleicht hatte sie sich aus Rache an einen anderen Patienten herangemacht und ich könnte die beiden beim Knutschen erwischen. Davor hatte ich Angst, obwohl es nicht zu der 50%-Chance passte, denn dann hätte sie unserer Liebe den Todesstoß verpasst.
Innerlich ohrfeigte ich mich selbst für diese Gedanken. Imke war nicht so eine, dass passte nicht zu ihr und ich konnte es mir eigentlich auch nicht vorstellen. Dafür war unsere Liebe zu tief, zu echt, zu intensiv … zu schön.
Tief in meinem Herzen spürte ich, dass Imke das, was wir hatten, nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen würde. Sie hatte einen Fehler gemacht, ganz sicher, aber sie hatte schnell gemerkt, dass sie damit ins Fettnäpfchen getreten war und bereute es, wie Maja mir verraten hatte. Solch ein Verhalten passte bei ihrer Sensibilität eher zu ihr.
Sie war zu scharfsinnig, als dass sie das nicht bemerkt haben konnte.
Ich stöberte durch die Angebote, die mir das Reisebüro zugeschickt hatte. Die Prospektbilder schickten mich auf eine Gedankenreise der besonderen Art. Ich sah Imke und mich am Strand liegen, wo die Sonne unsere Vitamin D-Akkus auffüllte. Ich sah uns im Licht des Sonnenuntergangs durch den Sand gehen, Hand in Hand, barfuß mit unseren Sandalen in der Hand. Ich sah Imke, wie sie nur im Bikinihöschen und locker gebundener Bluse in der seichten Dünung des Wassers lag. Ich sah uns an einsamen Stränden, zwischen riesigen Felsbrocken, bis zur totalen Erschöpfung miteinander vögeln, während das warme Wasser unsere Füße umspülte.
Ich spürte den Einstich der Mücke nicht, aber die juckende Pustel an meiner Wade raubte mir den Verstand und ließ die Seifenblase mit den traumhaften Urlaubsbildern schlagartig zerplatzen. Unfassbar, was für eine Wirkung so ein kleiner Stachel haben konnte. Schnell drückte ich mit dem Daumennagel ein tiefes Kreuz auf den Stich und kratzte die Oberfläche kurz auf.
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