Der Audi kam genau neben ihr zum Stehen. Ich stieg aus und nahm ihr die Tasche ab. Sie stieg ohne meine Hilfe ein und schloss auch sofort die Tür. Bis dahin hatten wir uns noch keinen ‚guten Morgen‘ gewünscht oder uns zur Begrüßung umarmt. Offenbar plagte sie ein ähnlich ungutes Gefühl wie mich. Keiner von uns konnte einschätzen, an welcher Stelle unserer Beziehung wir angekommen waren.
Ich schwang mich auf den Fahrersitz und schaute sie an. Mit hängenden Schultern saß sie da und blickte starr in den Fußraum vor sich.
„Guten Morgen, mein Schatz!“, versuchte ich die bedrückende Stille zu durchbrechen
„Guten Morgen, Flo!“, antwortete sie.
Endlich sah sie mich an. Dicke Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ich sah ihr an, dass es ihr schlecht ging. Vermutlich wartete sie jetzt auf das Donnerwetter, dass sie sicherlich mehr als verdient hätte. Sie weinte und es rührte mich an. Ich konnte es nicht gut leiden, sie traurig zu sehen.
Sie zuckte zusammen und nahm eine abwehrende Haltung ein, als ich mich mit ausgestreckten Armen zu ihr hinüberbeugte. „Bitte nicht schlagen!“, sagte sie ängstlich und nahm schützend die Arme hoch.
„Bitte was? Schlagen? Ich würde dich niemals… warte … laß mich raten, Markus?“
Sie nickte nur und versuchte den Abstand zwischen ihr und mir so groß wie möglich zu halten. Ich half ihr dabei und setzte mich in meinen Sitz zurück. Sie entspannte sichtlich. Das war es also, warum sie sich nicht bei mir gemeldet hatte. Sie hatte pure Angst, ich könnte ausrasten und sie in meiner Wut verprügeln. Etwas, was ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen könnte. Aber sie traute es mir zu, wie sie es wahrscheinlich jedem Mann zutrauen würde. Markus hatte sie auch geliebt. Trotzdem musste das irgendwann gekippt und ausgeartet sein.
„Ich würde dich niemals schlagen Imke. Niemals, hörst du? Egal was passieren würde. Niemals in meinem Leben.“
„Ich habe Angst davor.
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