Der Bürgermeister versprach, unserem Wunsch entsprechend, dieses Geld in den Wiederaufbau und der Ausrüstung des neuen Kindergartens zu nutzen. „Storchenkindernest“ sollte der neue Ort für die kleinsten Flutopfer heißen. Imke und mir lag es sehr am Herzen, dass die Kinder so schnell wie möglich zu einigermaßen normalem Leben zurückfinden konnten. Zudem hatte es den positiven Effekt, dass die Eltern sich um wichtige Angelegenheiten oder Aufbauarbeiten kümmern konnten, während sie ihre Liebsten in sicherer Obhut wussten.
Inke und ich fuhren also mit gemischten Gefühlen los und hielten die ganze Fahrt über unsere Hände ineinander verknotet. Nervös und aufgeregt waren wir beide mehr als genug. Sogar der Schweiß unserer Hände verband uns noch fester. Er war Ausdruck dessen, dass wir in den Wochen nach ihrer Rettung und dem Eingeständnis unserer neu entfachten Liebe zu einer Einheit geworden waren, die inniger, intensiver und fester kaum sein konnte. Fast schien es, als würden sogar unsere Herzen im gleichen Rhythmus schlagen.
Auf jeden Fall reichte es fast immer aus, nur durch den Austausch von Blicken zu erkennen, was der jeweils andere gerade dachte oder wünschte.
Mir ist völlig klar, dass Geld nicht alles im Leben ist. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es viele Dinge erleichtert. Deshalb hatte ich mir noch 10.000 Euro in bar in die Tasche gesteckt, um mit kleinen Hilfen für Erleichterung bei den Betroffenen zu sorgen. In vielen Gesprächen erfuhren wir, dass die vom Staat versprochene Soforthilfe längst noch nicht überall angekommen war. Das Verteilungssystem konnte man nicht verstehen, wir taten es jedenfalls nicht.
Spendensammlungen wurden nach und nach eingestellt, so dass auch von dort kaum noch finanzielle Mittel zu erwarten waren. Die Spitze von allem war aber, dass auch die Versicherungen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Zahlungen der Entschädigungen stemmten.
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