Ich musste mir alles hart erarbeiten, nichts wurde mir geschenkt und ich konnte mit Recht stolz darauf sein, was ich in meinem Leben erreicht hatte. Imke erdete mich wieder, hielt mich erfolgreich davon ab, bis spät nachts im Atelier zu sitzen. Alleine geblieben, wäre ich in dieser Zeit sicher kaputt gegangen. Aber sie kam nach unten, nahm mich in den Arm und zog mich einfach mit sich. Sie wußte ganz genau, dass ein Spruch wie „ich komme auch gleich hoch“ bedeutete, dass ich noch ein paar Stunden am Schreibtisch sitzen würde.
Ein paar Mal war ich sogar mit dem Kopf auf der Tischplatte eingeschlafen. Nachdem sie mich dabei erwischt hatte, wurde sie sozusagen ‚handgreiflich‘. Seitdem achtete sie sehr darauf, dass das nicht wieder passierte. Sie schaffte es immer wieder, mich auf eine wunderbare Art abzulenken.
Zum Beispiel mit diesen Einkaufsbummeln mit ihr zusammen, bei denen ich trotz tiefer Eingriffe in meine Schatulle so herrlich entspannen konnte. Überhaupt gehörte unsere gemeinsame Zeit bis dahin, zu der Glücklichsten in meinem bis dahin gelebten Leben.
Weihnachten, wir hatten uns vorgenommen, mit Imkes Eltern in die Kirche zu gehen, um uns dort ein Krippenspiel anzusehen. Der Plan war, dass wir im Anschluss einen gemütlichen Abend bei uns zu Hause mit einem guten Essen einläuten wollten.
Geläutet wurde dann allerdings bei uns an der Haustür und meine Eltern überfielen uns mit einem Überraschungsbesuch. Als Geschenk zu Weihnachten sozusagen. Von denen hatten sie aber doch noch ein paar andere dabei. Für ihren Enkel, wie sie betonten. Dass es dadurch an Wertschätzung für ihre künftige Schwiegertochter mangelte, wunderte mich bei ihnen nicht mehr.
Allerdings klappten ihre Kinnladen herunter, als wir ihnen von dem doppelten Glück zu berichten wußten, dass uns im neuen Jahr ins Haus stand. „Zwillinge, Gott bewahre!“, war der erschrockene Spruch meiner Mutter dazu.
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