Als Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle war es mir unbedingte Verpflichtung, mich meiner Glückbringerin gegenüber nicht lumpen zu lassen, sie nach all diesem unverhofften Geldsegen nachtseits noch zu einem Imbiss im Hotelrestaurant einzuladen oder zum Mindesten zu einem Umtrunk an die Bar. Und da war noch etwas, worüber ich mir nicht einmal im Nachhinein eine Rechenschaft zu geben wusste, weil ein One-Night-Stand meine Angewohnheit in keinster Weise ist …
Bei den Aufzügen holte ich sie ein. Doch als hätte ich vorab einen Pagen als Postillon d’Amour entsandt und sie meinem Eintreffen voller Ungeduld geharrt, wurde ich übergangslos bei der Hand genommen und mit sanftem Druck einige Meter weiter durch die unverschlossene Nottür in ein enges, stockdunkles, unbelebtes Nebentreppenhaus geführt (hatte ich etwa gewonnenes Spiel bei ihr, wir ein angehendes Pärchen - reüssierte ich auf allen Gebieten?!), wo Mademoiselles Führhand entfloh. Nachtblind erschnappte ich ihre Hüftknochen und hörte gleichzeitig des Kleids Reißverschluss aufzippen, bis untenhin. >Ein Hoch auf highe Bunnys!<
Ich tastete nach Licht … noch ehe ich mich der elektrischen Aufhellung versah, obendrein die Illusion wegsank, in einem Separee mit ihr zu landen, war der schnieke Fummel zu Boden gerauscht - wie eines kratzwollenen Nessusgewands hatte sie sich eilfertig des Überzugs entledigt. Darunter war sie bis auf ihre hochhackigen Luxusschühchen nackter als nackt. Sie konnte keine Unterwäsche getragen haben, war aufs Ratzekahlste epiliert und mit einem wahrhaft extraflachen Busen geschlagen (dermaßen kleingläubig war ich angesichts ihres herauslugenden Brustansatzes zu Tische nicht gewesen; zur Erläuterung des strittigen Sachverhalts lagen treppab Push-Ups). Beides im Verein mit ihrer Schlankwüchsigkeit - nicht das Gramm Überschuss oder gar Fett - musste sie auf jeden Liebhaber wie eine kindliche Geliebte wirken. Vor dem Hintergrund der mannsbreiten Treppe visualisierte ich eine Obststiege, darin ihre Liliput-Titten als Mirabellen erschienen. „Small is beautiful“, preiste ich die Scheinfrüchtchen nach Manier eines Marktschreiers an und wog in der Hand aus. Ohne das Anzeichen von Misshagen ließ sie es geschehen, woraus ich kompensatorisches Verhalten schloss.
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