Martins Privatsphäre reduzierte sich mehr und mehr auf sein iPhone. Nachdem seine Partnerin, von der er sich bereits drei Mal getrennt hatte, auch noch sein Windows-Passwort ermittelt hatte, waren seine “Aussenkontakte” rigoros eingeschränkt. Ehemalige Schulkolleginnen, Mitarbeiterinnen in seinem Betrieb, Partnerinnen im Taekwondo-Club, den er mit Leidenschaft besuchte – niemanden konnte er mehr kontaktieren, sei es per Mail, per Blog oder twittermässig. Selbst seinen Facebook-Eintrag hatte seine Sylvie für ihn gelöscht – ohne Martins Einverständnis allerdings. Nicht dass er ein Waschlappen gewesen wäre, oh nein. Martin war ein intelligenter, gross gewachsener junger Mann mit tiefschwarzem Haar, ausdrucksvoller Nase und einem grossen sinnlichen Mund. Die Frauen mochten ihn auch wegen seines Humors und seiner Fähigkeit, zuzuhören, ohne gleich “etwas zu wollen”.
Sylvies krankhafte Eifersucht zersetzte aber die Beziehung so, wie es Blausäure getan hätte, so denn Blausäure Beziehungen zersetzen könnte. Zu Martins iPhone aber hatte Sylvie keinen Zugriff. Er verwahrte es sorgsam in einer Seitentasche seiner Tweedjacke und fütterte es liebevoll mit kleinen Programmen wie etwa iGirl, einer virtuellen Frau, die seufzt, wenn man den kleinen Bildschirm berührt, oder die tanzt, wenn die entsprechende Taste gedrückt wird. Den Hintern des iGirls kann man heranzoomen. Ihre züchtig bedeckten Brüste selbstverständlich auch. Der iBoy ist noch nicht erfunden (Anmerkung der Autorin).
Die Wege des Lebens sind aber mannigfaltig, und so lernte Martin Sandra kennen. Sie glich seiner Sylvie in keiner Art und Weise, war wesentlich sportlicher, hatte Grübchen in den Wangen, wenn sie lächelte, und einen festen Händedruck. Martin hatte sein Herz augenblicklich an sie verloren.
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