Alles auf Null?

Hausfreund oder mehr – Teil 6

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Alles auf Null?

Alles auf Null?

Jo Diarist



Das Badetuch ist ausgebreitet. Eng aneinandergeschmiegt liegen die beiden auf der Couch, die Wolldecke über sich gebreitet.
„Mein Mann kommt nur noch alle paar Wochen mal kurz vorbei. Er ist wegen seiner Arbeit nach Berlin gezogen. Ich sollte eigentlich mit, hab mich aber geweigert. Irgendwie war’s ihm anscheinend sogar ganz recht, weil ich nicht mehr so nach seiner Pfeife tanze, wie er das gerne hätte. Jetzt kann er dort ungestört seine Errungenschaften in die Wohnung holen. Das Haus hier bleibt weiter als sein fester Wohnsitz bestehen, hängt wohl mit seinen Steuersachen zusammen, und ich kann hier schalten und walten wies mir beliebt. Also wirst du ihn vermutlich nie wieder zu Gesicht bekommen“, klärt Carmen Hannes noch auf, bevor sie ihren Kopf an seinen Hals drückt.
Stoff zum Nachdenken für Hannes. Was hält die zwei noch zusammen? Weshalb trennen sie sich nicht, wenn sie sich so auseinandergelebt haben?
Jede Frage dieser Art blockt Carmen konsequent. Das ist ihr Geheimnis und hängt irgendwie mit ihrer verkorksten Vergangenheit zusammen. Tiefer lässt sie Hannes nicht blicken in dieser Richtung.
Darüber und über die gegenwärtige Entwicklung grübelt Hannes nach, während Carmen nur seine Nähe genießt. Jeden nur möglichen Fleck ihrer Haut drückt sie an seinen Körper. Ein glücklicher Moment, von dem sie am Morgen noch nicht einmal zu träumen wagte.
Vielleicht wird sie Hannes noch erzählen, mit was für Bangen und Herzklopfen sie den Entschluss gefasst hat, ihn aufzusuchen, doch jetzt, jetzt ist die Zeit die Wärme seiner Nähe auszukosten.
Wie lange sie so daliegen weiß Hannes nicht, aber er muss seine Lage verändern, weil die Hand, auf der er liegt, eingeschlafen ist.
Er dreht sich ein bisschen und Carmen beginnt ihn zu streicheln.
Schulter, Brust und Bauch, wo sie seine Operationsnarben findet.
„Tut das weh?“, fragt sie, als sie vorsichtig darüberstreicht.
„Nein gar nicht, nicht mal als es noch Wunden waren.

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