Ich kannte mich in Sachen Edelsteinen nicht aus, aber was ich wusste war, dass die Reinheit und der Schliff den Preis bestimmten.
Für den Preis jedes einzelne Geschmeides, hätte man sich gutausgestattete Ein- oder Mehrfamilienhäuser in günstiger Lage kaufen können. Nun konnte ich nicht sagen, dass mich der Schmuck nicht auch fasziniert hatte. Ich glaubte sogar, dass mein Mund die ganze Zeit offen stand, denn er war mit der Zeit staubtrocken geworden.
Mit jedem Stein, der mir im gut ausgeleuchtetem Geschäft entgegen funkelte, wurde mir wieder klar, dass ich in eine andere Welt eingetaucht war. Eine Welt, in der nur zählte, wer das meiste Geld angehäuft hatte. Eine Welt, die so gar nicht meins war und auch nie sein würde.
****
Nach außen strahlte ich eine von mir nie gekannte Schönheit aus. Mein bodenlanges, dunkelrotes Kleid, rückenfrei bis zum Po mit relativ tiefem Ausschnitt, dazu die passenden High Heels mit 8cm Hacken, auf denen ich nur mühsam wie ein Storch im Salat herumstakste. Eine perfekt gestylte Fassade, ein Vorzeigepüppchen für meinen Chris, der sichtlich stolz war, mich an seiner Seite zu haben.
Ich musste lachen, als ich mich umsah und das gleiche tat, wie alle hier, ich checkte die Leute ab. Männlein wie Weiblein, wobei die Frauen die weitaus lohnenswertere Beute abgaben.
Die Männer waren nämlich mehr oder weniger jung, was auch für die Frauen galt. Nur, dass diese auffällig unauffällig ihre gemachten Titten zur Schau stellten, ihre wulstigen U-Boot-Lippen, gestraffte Gesichter, diese rekonstruierten Körper, die kaum noch etwas Natürliches an sich hatten. Und dennoch waren sie an Arroganz und Hochnäsigkeit nicht zu überbieten, obwohl sie ohne die goldenen Kreditkarten ihrer Männer vermutlich irgendwo mit einer Kittelschürze am Herd stehen würden. Wie gesagt, mich belustigte das und war wohl auch das einzige, was mir an dem Abend die Langeweile vertrieb.
Schwer hingen die dicken Klunker an meinen Ohren und zogen mir unangenehm die Läppchen lang. Das Collier auf meinem Dekolletee fühlte sich an, als brenne es mir Löcher in die Haut. Wo lag der Reiz bei solchem Schmuck, mit dem man sich – ich zumindest – nicht wohlfühlte und der doch die meiste Zeit im Tresor liegen musste. Natürlich starrten die Männer dorthin, wo das Funkeln und Glitzern meine sonstigen weiblichen Vorzüge ‚brillant‘ in Szene setzten. Genau die Vorzüge, die ich wegen der rückenfreien Garderobe eben nicht in einen BH zwängen konnte, und die deshalb befreit jeder Unterwäsche gefällig in meinem Kleid herumschaukelten.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.