Alles oder nichts?

Josie

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Alles oder nichts?

Alles oder nichts?

Gero Hard

Ich schwöre, sie hat die Welt um sich herum nicht wahrgenommen, nur ins Leere gestarrt.“ 
„Ok, wir können ja nachher mal rumfahren. Mehr als uns wieder rauswerfen kann sie nicht. Aber erst will ich nach Hause, mich frisch machen!“
Chris lenkte den Rover deutlich schärfer als sonst durch den Verkehr. Ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass eine kurze Zündschnur bei ihm schon gefährlich lichterloh brannte. Seine Stirnfalten unterstrichen sein grimmiges Gesicht und damit seine schlechte Laune. Schatz‘ sanfte Stimme im Flugzeug, ‚ich solle doch weiterschlafen‘, das genießerische Schnurren, als ich ihm die Eier kraulte, alles war verraucht. Oder war es da schon nur gespielt?
In der Villa wurde es nicht besser. Chris schleppte mit wehenden Fahnen unsere Koffer nach oben und ich rannte ihm nach, konnte es nur schwer ertragen, dass diese Mauer zwischen uns stand. Im Ankleidezimmer war er gerade dabei, den ersten Koffer aufzumachen, als ich hinter ihm stand. Mit einem Knall schepperte ich die Tür zu.
„So, Chris, jetzt sagst du mir bitte, was dir so schlechte Laune macht! Seit gestern reden wir kaum noch und du ignorierst mich. Also, was ist los?“, fragte ich mit ruhiger Stimme.
Chris drehte sich langsam um. Erst da sah ich seine feuchten Augen und die eine Träne, die sich schon auf den Weg in seinen Kragen gemacht hatte. Traurig stellte er den Koffer auf den Boden, setzte sich auf den freigewordenen Stuhl und sah vor sich auf den Boden.
„Josie, du weißt, ich liebe dich. Und ich bin wirklich bereit, Zugeständnisse in unserer Beziehung zu machen. Aber deine ständigen Vorwürfe, meines Reichtums betreffend, werden mir langsam zu viel. Mein Reichtum ist mir nicht in den Schoß gefallen, sondern hart erarbeitet. Wie alles, was ich mir erkämpfen musste, schon in der Schule. Haben nicht alle auf mir rumgehackt, wegen meiner Hüfte und meiner dicken Brille?

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