Zumal mein Zimmer im oberen Geschoß liegt, wohin sich selten jemand verirrt. Ich erwarte dich demütig, damit ich dir deine wohlverdiente Strafe aufzählen kann. Es ist leider nötig, dass ich dir den Po versohle. Dein Karl.
Luises Puls beschleunigte sich. Sie kannte Karl gut genug, um zu wissen, dass er keine leeren Drohungen aussprach. Sie musste noch einige Stunden warten, bis die Geisterstunde anbrach. Luise traf Vorbereitungen. Sie benötigte die passende Kleidung, um Karls Vorhaben nicht zu erschweren. Als sie alles beisammenhatte, wartete sie in nervöser Ungeduld. Ihre hinteren Backen kribbelten, was ein untrügliches Zeichen ihrer Aufregung war. Luise fühlte sich wie ein Schulmädchen, was angesichts ihrer Situation durchaus passend erschien. Luise blieb bis zur Mitternacht in ihrem Zimmer. Sie wollte und konnte niemanden treffen. Zudem fürchtete sie, dass Liesel oder Alma ihre Unsicherheit bemerkten. Endlich hörte sie die große Standuhr schlagen. Sie wartete, bis der zwölfte Gong verklungen war. Luise öffnete die Zimmertür und nachdem alles ruhig blieb, stieg sie die Treppe hinauf, die sie in Karls Zimmer führen sollte. Luise drückte die Klinke nach unten. Karl saß auf seinem Bett. Er trug eine beige Hose und darüber ein weißes Hemd. „Hallo Luise. Ich freue mich, dass du gekommen bist!“ Während Luise die Türe zumachte, fiel ihm erst ihre Kleidung auf. Luise trug ein knielanges Kleid, das der gängigen Backfischmode entsprach. Kniestrümpfe und Spangenschuhe konnte man getrost als mädchenhaft bezeichnen, was auch für die hübsche dunkelblaue Schleife in Luises Haar zutraf. Sie trat vor Karl hin, wobei ihre Augen seinem Blick auswichen. „Du siehst mich für meine Strafe bereit, lieber Karl!“ Es war kein reines Deja Vu, das Karl in dieser Sekunde erlebte. Damals trat er Luise als Gouvernante seiner Schwester entgegen, die ihm erlaubte, sie auf altmodische Art zu bestrafen.
juckig
schreibt der-flotte-siebert