Nach mehrstündiger Autofahrt sind wir angekommen zu unserem Liebeskurzurlaub über Sylvester an der polnischen Ostsee. Ein paar km außerhalb Kolbergs. Das Hotel machte im Internet einen recht guten Eindruck. Nach dem Einchecken betreten wir das Zimmer. Wir werden nicht enttäuscht. Es ist angenehm groß, alles wirkt noch sehr neu und gepflegt. Die Einrichtung ist modern, an der Wand ein großer Flachbildschirm. Das Bad sehr geräumig. Eine Milchglasscheibe lässt Licht aus dem Hotelzimmer hinein, ein pfiffiges Detail. Die ebenerdige Duschkabine mit Glasfront ist sehr geräumig und lässt Platz für zwei.
Ich bin sicher, dass mein Schatz Sven sofort das Zimmer „scannt“ – auf Brauchbarkeit und Möglichkeiten! Da ist das Zweiersofa, ein schöner Einzel-Lehnsessel und natürlich ein gemütlich wirkendes Doppelbett. Die ganze Front ist verglast, lässt sich aber mit blickdichten schweren Vorhängen abschirmen. Sofort probiert er alle Lichtschalter aus. Bestimmt hat er schon wieder seine Film- und Fotoarbeit im Sinn. ‚Ohne Büchsenlicht geht eben nichts‘ – ein Begriff aus der Jägersprache, aber ich bin sicher, dass er bei ‚Büchse‘ an was anderes denkt. Schon hat er die Hand in meinem Schritt. Durch den Stoff seiner Jeans merke ich, dass sich da zwei auf dieses lange Wochenende freuen.
„Halt“, sage ich, „erstmal gehen wir zum Strand.“ Er murrt ein bisschen, dann fügt er sich und wir machen dick eingepackt bei strahlendem Sonnenschein einen ausgiebigen Spaziergang am Strand entlang. Es sind nur wenige andere Menschen unterwegs und wir genießen die Stille. Außer dem Meeresrauschen und gelegentlichen Ruf einer Möwe herrscht ziemliche Stille. Wir beginnen den Alltag hinter uns zu lassen. Wie frisch verliebte Teenager schlendern wir Hand in Hand an der Wasserkante entlang. Es wird schon fast dunkel als wir – ein bisschen durchgefroren -zurück auf dem Zimmer sind.
Sven wirft sich gleich in Badehosen und Bademantel „um den Spa-Bereich des Hotels zu erkunden“, wie er sagt. Ich bin sicher, dass er sich in der Sauna ein paar Polen-Muschis ansehen will. Aber schnell ist er zurück. Es gibt kein Schwimmbad, nur einen von ihm ‚Eierkocher‘ genannten kleinen Whirlpool und zwei Saunen sowie ein Dampfbad. In der Sauna sitzt man hier in Badekleidung, wie er mir berichtet. Ob er enttäuscht ist?
Ich habe mich inzwischen geduscht und eingecremt und im hoteleigenen Frotteebademantel eingepackt. Heute Abend werden wir nirgends mehr hingehen. Wir leben einfach ganz gemütlich von ein paar mitgebrachten Vorräten. Irgendwie sind wir auch schon ein bisschen müde, die Tage vorher waren hektisch und teilweise hatten wir wenig Schlaf.
An der polnischen Ostseeküste
Autobiographische Splitter
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An der polnischen Ostseeküste
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