Die Anakonda und das Aquarium

Die Gottesanbeterin Teil 4

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Die Anakonda und das Aquarium

Die Anakonda und das Aquarium

Joana Angelides

Obwohl ich täglich die Zeitung durchsehe, werden all diese Morde bis heute nicht darin erwähnt. Niemand vermisst offenbar diese Opfer, niemand findet ihre Leichen. Es ist als würden sie sich in Luft aufgelöst haben.

Ich stecke weitere Episoden in das große Kuvert, lege es vor die Türe, zur wöchentlichen Abholung durch den Verlag und wandere unruhig in meinem Appartement hin und her. Seit drei Tagen bereits hat Yoko nun keinen Besuch. Hat sie aufgehört, sich Mordopfer zu suchen? Ich starre mehrmals am Tag hinüber, doch die Fensterfront bleibt auch abends geschlossen und unbeleuchtet.

Einstein, mein Kater liegt auf der Couch und beobachtet mich mit seinen grünen Sphinx-Augen. Er weiß etwas, da bin ich mir sicher!

Als dann endlich doch das Licht gegenüber angeht, stürze ich zum Fernrohr am Fenster. Yoko schwebt auf Zehenspitzen durch das Wohnzimmer, schlägt unter Einsatz ihrer endlos langen Beine ein Rad über die schwarze Vase in der Mitte des Raumes und landet schließlich wieder bei dem Musikschrank. Einige Lämpchen gehen an, sie schiebt eine CD in das Fach und beginnt wieder kleine Glasbehälter mit brennenden Kerzen auf dem Boden zu verteilen. Nur sind die Gläser dieses Mal nicht rot, sondern grün. Diese Farbe taucht jedoch den Raum in ein ganz anderes, mystisches Licht, als das mit den roten Gläsern bisher der Fall war.
Aha, sie erwartet also wieder Besuch. Wieder ein potentielles Mordopfer? Es ist erschreckend, zu erkennen, dass sie eigentlich eine Serienmörderin ist und mir das nichts ausmacht, ja ich in Erwartung der Ereignisse sogar freudig erregt bin. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, meine Knie zittern ein wenig und mein Penis hat sich zu einer stattlichen Größe aufgerichtet.

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