„Was willst Du mir denn geben?“, fragte Angela keck.
Der Kontakt ist geschlossen. Nun ist Tom gefordert. „Ich… möchte Dich gerne fotografieren. Das ist etwas, das ich besonders gut kann. Du bekommst anschliessend die Bilder.
„Ist das jetzt Anmache oder was…“? antwortet Angela etwas unwirsch, aber ihre Neugier nimmt Überhand. „Komm rein.“
Tom hört die Engel singen. Er ist in Angelas Wohnung. Es duftet nach altem Holz und frischer Wäsche, und auf dem Tisch befindet sich ein Laib dunkles Brot. Viele Eindrücke schwirren durch Toms Kopf. Er ist in Kehrsatz Nord, in einem fremden Bauernhaus – im selben Raum mit Angela. Sie hat die schönsten Achseln dieser Welt. Und sie bietet ihm Kaffee an, und ein Stück selbst gebackenes Brot.
Toms Schläfen pulsieren. Angela bewegt sich langsam und anmutig an der Anrichte. So es denn einen Gott gäbe, er hätte Angela geschöpft. Zweifellos. Tom setzt sich hin und atmet tief durch. „Erzähl doch ein wenig von Dir“, fordert Angela ihn auf. Offenbar interessiert sie sich für ihn.
„Was soll ich denn… na ja. Ich lebe in Thun, in einer kleinen Dachwohnung. Mein Name ist Tom. Ich nehme diesen Pendelzug täglich, habe Dich aber heute zum ersten Mal gesehen. Ich bin Krankengymnast und arbeite in einem orthopädischen Zentrum. Zurzeit bin ich Single.“ Nach dem letzten Satz hätte er sich beinahe die Zunge abgebissen. Er will ja nicht den Eindruck erwecken, als suche er nach jemandem. Er ist einfach der Tom. Lebt in Thun. Und ist von Berufes wegen mit anatomischen Details vertraut.
„Und ich…“, lacht sie, „bin Krankengymnastin“. Ich verstehe etwas von Wirbelsäulen, galvanisierenden Bädern und Myogelosen. Sie wendet sich ihm zu. Tom sieht nur diese riesigen grünen Augen. Wie gerne er jetzt ihre Stirn geküsst hätte!
„Hast Du denn überhaupt Zeit? Zum Fotografieren, meine ich…?“
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