Annas Mutter öffnete die Tür und liess den hohen Besuch ein. Der Gottesmann wurde sofort der hübschen Anna gewahr, die sich soeben draussen am Brunnen gewaschen und sich Zöpfe ins Haar geflochten hatte. „Du sollst es sein“, sagte Pater Noster, wie der Mann sich unbescheiden nannte, und wies Anna auf, aufzustehen. „Du sollst die Maria in unserem Krippenspiel sein“. Anna schluckte leer, tat wie geheissen und stand auf. Der Pater Noster trat vor der wortlosen Familie auf sie zu und musterte sie von oben bis unten wie ein Stück Vieh. Dann forderte er Anna auf, ihre Bluse zu öffnen. Annas Mutter wollte Einhalt gebieten, wurde vom Vater aber daran gehindert. „Der Pfaff weiss schon, was sein muss“, knurrte er, als Annas Leinenbluse an ihr herabglitt und ihre prallen Brüste freigab. Der Pfarrer entnahm seinem Rock ein Fläschchen mit Weihwasser und träufelte ein paar Tropfen auf Annas Busen. Dann liess er seine Fingerspitzen kreisen und verteilte die Flüssigkeit auf Annas empfindlicher Haut. Ohne Anna aufzufordern, sich die Bluse wieder anzuziehen, strich der Gottesmann lüstern über Annas Hintern. „Morgen Abend im Sillerentenn“, sagte er knapp. Mit „Sillerentenn war das leerstehende Gebäude gemeint, in dem das Krippenspiel wenige Tage später stattfinden würde.
Als der Pfarrer die sprachlose Familie verliess, erblickte er draussen auf dem Hof den geistig beeinträchtigten Silas, im Grunde ein hübscher, gut gewachsener Bursche. „Du machst den Josef“, sagte der Pater Noster feierlich, aber bestimmt und machte sich auf den Weg zum Weberenhof, um Silas' Eltern zu informieren. Auch für unregelmässige Kirchgänger war der damalige Autoritätsglaube enorm, niemand hätte sich dem Pater Noster zu widersetzen gewagt, was dieser schamlos in seine Leidenschaft, was junge Frauen anging, ummünzte.
Einen Abend später war es so weit. Der Weg zum Sillerentenn wurde mit Fackeln erleuchtet, Anna nahm Silas, der ihr treu ergeben war, an der Hand und führte ihn zum Gebäude.
Annas Kehrseite
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