Auf Schloss Ruteberg dachte Theresa an ihren älteren Bruder. Das Mädchen weinte, obwohl sie sich kaum an Josef erinnern konnte. Theresa war ja noch ein Kleinkind gewesen, als ihre Familie flüchten musste. Auf der Flucht im kalten Kriegswinter des Jahres 1944 bekam der kleine Josef eine Lungenentzündung. Es dauerte nur wenige Tage, bis auch die letzten Kräfte seinen geschwächten Körper verließen. Josefs früher Tod traumatisierte die gesamte Familie Borowka. Gregor und Helena litten unter diesem entsetzlichen Verlust, den sie niemals ganz verwinden konnten. Da Theresa das Nesthäkchen der Familie war, verwöhnten sie ihre Eltern dementsprechend. Nun mit ihren 18 Jahren spürte Theresa, dass ihr diese mangelnde Strenge nicht immer gut tat. In der Sommerfrische an der Ostsee legte sie ihr Papa sogar übers Knie, was sie sich nie hätte vorstellen können. Zu allem Überfluss hatte sie noch vor Ferienbeginn auf dem Internat einen Povoll einstecken müssen, den ihr Herr Bühler verabreichte. Momentan brannte ihr schon wieder das Hinterteil, was sich Theresa aber selbst zuzuschreiben hatte. Käthe und Inge ließen sich eben nicht jede Frechheit gefallen! Resa lächelte, während sie ihren noch immer leicht roten Popo im Spiegel betrachtete. Vielleicht war es ganz gut, dass auf Ruteberg ein etwas schärferer Wind wehte? Das Mädchen fand, dass das zutraf!
Tina war furchtbar aufgeregt, als sie nach langen Wochen Erwin wiedersah. Der junge Mann presste seine Süße an sich, nachdem sie ihn in der Nähe des Sportplatzes erwartet hatte. Erwin grinste, als er Tina näher betrachtete. Zur Feier des Tages hatte sie sogar ihre Schuluniform angelassen, obwohl das für die Schülerinnen der Oberstufe am Wochenende nicht zwingend vorgeschrieben war. Tina wusste aber, wie sehr Erwin auf die Faltenröcke abfuhr, die alle Ruteberger Mädchen an den Schultagen tragen mussten.
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