Annelies Lieben

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Annelies Lieben

Annelies Lieben

Anita Isiris

Annelies war ein veritables Sommervögelchen. Mit feinem, prachtvollem Blondhaar ausgestattet, das ihr bis zur Hüfte reichte, zartgliedrig und mit Sinn für leichte, luftige Kleidung, deren Farbtöne ihr wunderbar ins Gesicht standen, war sie ein Blickfang nicht nur für Männer. Annelies kochte ausgezeichnet, verstand nicht nur von europäischer, sondern gleich von eurasischer Küche viel, kochte afrikanische Menüs aus Maniok und Bataten, wie noch nie ein Menschengaumen sie gekostet hatte. Oh, und Annelies war sportlich. Keine tanzte so anmutig wie sie, keine joggte so leidenschaftlich wie sie, keine trug Leggings so eng wie sie, keine wusste so viel und doch so wenig von sich zu zeigen.

Annelies war Magierin, Honigfee, Wichsvorlage, Schmetterlings-Elfe und Sommerprinzessin in einem, und sie war es für so viele.

Sie war es für so viele gewesen. Denn Annelies war auch eine Mörderin. Sie hatte eine ungeheure Affinität zu Katzen, gleich welcher Couleur. Sie mochte die Schwarzen mit weisser Schwanzspitze, sie mochte die getigerten, die sonst keiner mochte, sie mochte Siamkatzen, Nacktkatzen, Angorakatzen. Sie mochte die Jungen, Verspielten, und sie mochte die Alten, Inkontinenten.

Annelies war glückliche Besitzerin einer weissen Angorakatze gewesen, Madonna. Madonna war anschmiegsam, aber auch besitzergreifend. Sie war sich der Sympathie ihrer Herrin sicher. Und sie ernährte sich ausschliesslich von Sheba. Madonnas (und auch Annelies') glücklichste Zeit war es gewesen, als Annelies noch allein lebte, ohne den Werner. Madonna verbrachte die Tage in der Wohnung, ging erst am Abend nach draussen, jagte Vögel, ohne je einen zu erwischen, aber egal: Ein Tellerchen mit Sheba, dem Luxusfutter, wartete ja auf sie.

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