Annina und der Gartenmann

des Wunderkerzen-Dramas dritter Teil

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Annina und der Gartenmann

Annina und der Gartenmann

Anita Isiris

Nun war Anninas Neugierde geweckt, und sie biss die nächste Zimtsternzacke ab. „Wir möchten uns gerne in dein schönes Schlafzimmer setzen und unseren Tee dort genießen“, sagte Waldemar und wurde mit einem anerkennenden Blick des Dorflehrers bedacht. „Genau so läuft unser Spiel“, sagte er leise zu seinem Partner, als Annina in ihrem Schlafzimmer verschwunden war, um ein paar Dinge beiseitezurücken. Beide Männer fixierten ihren Hintern, der unter dem blauen Kleid zu erahnen war.

„Macht es euch bequem“, sagte Annina einladend und setzte sich auf den Kleiderstuhl, den sie soeben leer geräumt hatte. Die beiden Männer, als wären sie ein eingespieltes Team, ließen etwas Zeit verstreichen. Als Annina die dritte Zimtsternzacke abknabberte, war vor dem Fenster ein Geräusch zu vernehmen. Alle drei zuckten zusammen. Annina ging zum Fenster und öffnete es. Draußen stand, völlig durchfroren, der Gartenmann. Der Gartenmann war eine wahrhaft geheimnisvolle Persönlichkeit, die den Dorfbewohnerinnen und ‑bewohnern jahraus, jahrein das Leben erleichterte. Für Kost und Unterkunft hackte er Brennholz für den Winter, entfernte Unkraut, half bei der Kartoffelernte und hatte schon mancher Kuh das Leben gerettet, wenn sich das Kälbchen in ungünstiger Lage befand und nicht durch den Geburtskanal ausgepresst werden konnte. Der Gartenmann hieß so, weil die Bezeichnung am besten auf ihn zutraf. Ein gelernter Gärtner war er ja nicht, sofern er überhaupt etwas gelernt hatte, was ihm aufgrund seiner dunklen Hautfarbe niemand zutraute. Aber Nubuk, der Gartenmann, war bescheiden, hilfsbereit und hatte auch für Kinder immer ein freundliches Wort übrig. Jetzt allerdings, wo das Holz gehackt und die Gärten eingewintert waren, gab es für Nubuk keine Arbeit und somit auch kein Obdach. Meist schlief er irgendwo in einer Scheune, auf harten Holzdielen, und ganz selten erbarmte sich jemand seiner und richtete ihm in der Küche für eine Nacht ein Strohlager.

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