Annina und die Wunderkerze

des Dramas erster Teil

27 6-11 Minuten 0 Kommentare
Annina und die Wunderkerze

Annina und die Wunderkerze

Anita Isiris

Und nun stand sie da, Annina, nicht ahnend, was in den Passanten brodelte, und an jenem Sonntagmittag bückte sie sich und hob einen Apfel auf. Sich bückende Frauen sind der Olymp, die alleroberste Wolke sämtlicher Erotik-Biotope. Sie müssen nicht nackt sein, die süßen Geschöpfe dieser Welt, die sich nach unten beugen und ihren kecken Popo herausstrecken. Annina trug ein samten glänzendes, tiefblaues Kleid, das sie selbst gefärbt hatte. Und, oh doch, er war ausladend, ihr Hintern, Brennunkt wildester Gedanken von Sabras und Olek, dem Brüderpaar, das in Ermangelung einer Frau zusammenlebte und den Haushalt mehr schlecht als recht in Schwung hielt. Die beiden waren spitz wie die Hörnchen in Waldemars Bäckerei, und sie konnten ihre Blicke kaum von der sich bückenden Annina und deren Arsch lösen. Beide Männer hatten eine Zigarre im Mundwinkel, an der sie gierig sogten. Und während die andern Männer frohgemut nach Hause schritten, um sich über Kaninchenbraten, Kartoffelbrei, gekochte Rüben und gleich anschließend über die Frau des Hauses herzumachen, wartete auf Sabras und Olek eine leere, kalte Küche, und sie würden das kärgliche, kaum gewürzte Essen vom Vorabend vorfinden und sich daran gütlich tun müssen. Wenigstens hatte Olek eine Flasche Wein ersteigert. Das würde es etwas einfacher machen, den Maisbrei und die fettige Wurst zu vertilgen, was den brüderlichen Sonntagsschmaus darstellte. Aber Anninas Hintern war schon etwas ganz anderes. Wie die junge Frau unter ihrem Kleid wohl aussah? Trug sie vielleicht eine leinene Unterhose? Ein zartes, seidenes Hemdchen gar, mit kecken Brustspitzen darunter? Beide Brüder hatten gleichzeitig dieselben Gedanken, beiden lief das Wasser im Mund zusammen.
Und was tat Annina? Sie lächelte vor sich hin, drehte sich um und eilte ins Haus. Es vergingen Monate, und irgendwann einmal war das ganze Dorf scharf auf Annina. Die Männer waren zu Hause nicht schlecht bestallt. Die Lisa, die Burga und die Kathi hatten allesamt breite, gebärfreudige Hüften und Riesenbrüste, veritable Klöpse, an denen man sich während des Bumsens festkrallen und danach erschöpft den Kopf dazwischenlegen konnte. Die Frauen waren derlei gewohnt, ihnen war vom Pfarrer eingebläut worden, dass es nach der Hochzeit die ehelichen Pflichten zu erfüllen galt, nach Wunsch des Gatten. Was die Männer nicht wussten, aber ahnten: Pfarrer Fridolin war es, der jede einzelne künftige Ehefrau einritt, während die Männer sich auf den Feldern abschufteten. Am liebsten besorgte er es den Frauen zwischen zwei Grabsteinen, die seinen beiden Vorgängern vorbehalten waren. Gar lustvoll vögelte der Geistliche die Bäckersfrau, die Fleischersfrau, die Frau des Postboten und Erna aus dem Krämerladen, wo das ganze Dorf vor Weihnachten Schnürsenkel, Scheren, Klebstoff und Packpapier, einkaufte. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Pfaffe ein enormes Gemächt hatte, und die schwatzhafte Bäckersfrau war die Erste, die ihre Freundinnen einweihte und dadurch deren Neugier in Flammen setzte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 2939

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben