Er hatte sich beim Arbeitgeber der Hebamme beschwert, diese war mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Offene Sexualität, jaja. Aber leider war das nie ganz gefahrlos.
Anouk hatte durchaus ein natürliches Schamgefühl, wenn sie sich im Spind in ihren Kasak stürzte, achtete sie immer sorgsam darauf, dass die Garderobentür geschlossen war. Sie wollte sich den vorbeieilenden Ärzten nicht im BH zeigen. Never ever.
So verging ein Jahr, und Pjotr erwies sich als unauffälliger, sympathischer Mitbewohner, und als Benefit brachte er solide Kochkünste mit. Er war kein Gourmet, kein Exklusivkoch, beileibe nicht – aber er verstand es, appetitliche, meist zuckerfreie Menus auf den Tisch zu bringen – und seien es einfache, in Haferflocken getauchte Bananenkugeln.
Aber Pjotrs Herz brannte unaufhörlich, sein Begehren nach Anouk nahm Überhand. Wenn er sie doch nur einmal, ein einziges Mal nackt sehen könnte. Pjotrs Zimmer lag direkt unter dem Dach, er war bescheiden eingerichtet – mit Matratze, Gitarre und Zahnbürste als Hauptinventar.
Dann wollte es das Schicksal, dass Anouks Zimmer, das sich direkt unter Pjotrs Kemenate befand, an den Wänden zu schimmeln begann. Erst war da nur dieser hartnäckige modrige Geruch. Dann entstanden schwarze Streifen an der Tapete über Anouks Bett. Dann löste sich ebendiese Tapete, und der ganzen WG war klar, dass es Handlungsbedarf gab. Während die Handwerker in Anouks Zimmer zugange waren, zog diese in den Dachstock – ins leere Zimmer neben dem von Pjotr.
Astrid ermahnte beim Abendessen Anouk und Pjotr unverhohlen, sie ans ungeschriebene Gesetz erinnernd, dass Sex in der WG ein No Go war. Die beiden senkten verlegen den Kopf – fortan würden sie sich von Astrid beobachtet fühlen, was der Libido nicht wirklich gut bekam. Dann war da dieser regnerische Abend, Anouk mal wieder im Gebärsaal, um eine Frau von Zwillingen zu entbinden.
Anouk bückt sich
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Anouk bückt sich
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