Lorena Fulvia aber hatte emsige Unerstützung durch ihre amiche, ihre Freundinnen, die sie bereits seit dem giardino, dem Kindergarten, kannte. “Il tuo seno e troppo grande”, “Dein Busen ist zu gross”, oder “questo colore non va“, „diese bunte Unterwäsche passt nicht”, waren noch die mildesten Ansätze von Kritik, die Lorena Fulvia über sich ergehen lassen musste. Dann endlich war es so weit. Die Dorfumusik blies einen Tusch, die Sonne trat hinter einer Wolke hervor und Kinderlachen aus der Ferne vertrieb die letzten Fetzen von Frühlingsnebel. Lorena Fulvia war bereit, bereit für Antonio, den Taxifahrer. Klar war Lorena Fulvia noch eine Vergine. Sie hatte sich, ähnlich wie Mutter Maria, aufgehoben für den Mann ihrer Träume, ihre “piccola festa matrimoniale”, ihre Hochzeitsnacht, kapriziert auf diesen einen und ewig dauernden Hochzeitstag. Böllerschüsse aus der Ferne deuteten darauf hin, dass da ein besonderer Tag anbrach in Bagno Vignoni, dass Antonio, il automobilista, Lorena Fulvia, la principessa ehelichen würde. Die Männer im Dorf waren so aufgeregt, als würden sie selbst Lorena Fulvia zur Frau nehmen. Jeder stellte sich die Hochzeitsnacht mit ihr auf seine Art vor. Jeder wusste (oder vermutete zumindest), dass die toscanische Schönheit als Vergine, als Jungfrau, die Ehe eingehen würde. In Gedanken gaben sie ihr besten Wein, Brunello, zu trinken, damit sie sich vor dem Akt entspannte. Mit klopfendem Herzen trugen sie sie über die Schwelle ins Hochzeitsgemach, das sich, wie könnte es anders sein, in Zelinas Albergo befand. Lorenas Mutter selbst entflammte die erotischen Fantasien der braven uomini, der Männer von Bagno Vignoni. Lüstern betrachteten sie ihren riesigen Hintern mit den Massen eines Tenntors, wenn sie im giardino, im Garten, Wäsche aufhängte. Und was für Wäsche das war! Die blütenweissen Unterhosen wirkten wie Zelte, die im sanften Wind hin- und her schwangen.
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