Es wurde gefeiert bis in alle Nacht, Hunderte von bunten Luftballonen stiegen in den Toscanischen Himmel, der Pfarrer sprach selbst nach der Trauungszeremonie immer wieder seinen Segen über das Paar, und der Brunello floss in Strömen. In der Ewigkeit des römischen Zeitalters dampfte das Thermalbad im Hintergrund, und die Sage will es so, dass einmal jährlich um Mitternacht die Seelen der Alkoholleichen, die am Grunde des Bades weilen, weil sie einst unglücklich gestolpert und ertrunken sind, sich zu einem Stelldichein im Badehäuschen treffen. Violinen setzen ein, und Lauten, und der Macellaio setzt lauthals zu herzerwärmenden Liedern an. “Sotto il balcone”, “Il tempo se ne va” und “La barca” singt er mit wohlklingendem Bariton, und das ganze Dorf setzt mit ein. Diskret macht Paolo, Der Fotograf, seine Bilder, zum Teil freche Schappschüsse, die in ihrer erotischen Aussage den am frühen Morgen geknipsten Intimfotos in nichts nachstehen. Lorena Fulvia, wie sie lachend den Kopf zurückwirft. Lorena Fulvia während eines innigen Kusses mit ihrem Bräutigam. Lorena Fulvia beim Tanzen. Lorena Fulvias Füsse. Ah… Lorena Fulvias Dékolleté und diese wunderbare Perlenkette aus den Tiefen der Adria, also sie noch ökologisch intakt war.
Sterne übersäen den Himmel, nochmals hebt kräftiges Glockengeläut an, von all den Antipasti, den Pizze, der handgemachten Pasta, dem Saltimbocca mit den frischen Salbeiblättern, von den Gelati, der Cassata mit arabischer Pistaziencrème und spanischen kandierten Früchten sowie dem Brunello ist kaum mehr etwas übrig. Sachte und unauffällig, aber natürlich von allen beachtet, ziehen Lorena Fulvia und Antonio sich in Zelinas Albergo zurück. Hinter ihrem Rücken vernehmen sie das Getuschel der Angeheiterten und Betrunkenen, die, das ist leider nicht ganz auszuschliessen, sich am nächsten Tag auf dem Grund des Thermalbads wiederfinden werden.
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