Es war tiefster Winter, als ich sie das erste Mal sah. Sie hatte sich warm eingepackt, der Kälte wegen fast schon vermummt. Ich räumte grimmig den Schnee vom Gehweg, der sich durch eine harte Eiskruste dagegen wehrte. Es war verdammt anstrengend! Ich fluchte und hätte den Schneeschieber am liebsten in die nächste Ecke geschmissen. Die junge Frau auf der anderen Straßenseite amüsierte sich prächtig. Ich sah es an ihrem frechen Grinsen, das trotz des dicken Schals gut erkennbar war. Ich warf ihr einen genervten Blick zu, beachtete sie aber nicht weiter. Es schneite immer mehr. Dazu kam ein eisiger Wind, der die gefühlte Temperatur noch mehr nach unten trieb. Die Mittzwanzigerin zog ihre Fleece-Mütze tiefer in die Stirn. Die blonden Haare, die unter der Mütze hervorschauten, waren voller Schneeflocken. Sie rieb sich die frierenden Hände, ehe sie mir einen mitleidsvollen, letzten Blick zuwarf. Bald schon war sie zwischen den Häuserwänden verschwunden, während ich mich beeilte fertig zu werden. Endlich hatte ich es geschafft, flüchtete mich erleichtert in meine Wohnung.
Drei Monate später, es war Anfang April, kam ich von der Arbeit nachhause. Ich suchte wie üblich einen Parkplatz, fuhr deshalb langsam die Straße entlang. Plötzlich klingelte es, genau auf Höhe meiner halb offenen Seitenscheibe. Ich erschrak mich, stieg voll auf die Bremse. Der Motor ging aus, weil ich vergaß auf die Kupplung zu treten. Ich wollte gerade losschimpfen, als ich sie wieder erkannte. Es war dieselbe Frau, da gab es keine Zweifel. Sie fuhr winkend an mir vorbei, mit dem gleichen spitzbübischen Lächeln im Gesicht. Ich war sprachlos, richtig baff. Sie trug weder Fahrradhelm, noch die sonst übliche Radlerbekleidung. Nein, ihr schlanker Körper steckte in einer weit hübscheren Verpackung, da gab es keine zweite Meinung. Das himmelblaue Kleid stand ihr ausgezeichnet, passte zu ihren langen, blonden Haaren. Sie trug weiße Sneaker, trat mit ihnen eifrig in die Pedale. Das kurze Kleid schenkte mir den Anblick ihrer festen Schenkel, die sich makellos von der Sonne küssen ließen. Wie unter Hypnose starrte ich ihr nach. Plötzlich erhob sie sich von ihrem Fahrradsattel, fuhr nun stehend weiter. Sie nutzte den Rückenwind, rollte die Straße hinunter. Eine kräftige Bö fuhr unter ihr Kleid, blies es hoch. Mir stockte der Atem!
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