Aphrodite im Bad der Sibyllen

Geschichten vom Anfang des Liebens

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Aphrodite im Bad der Sibyllen

Aphrodite im Bad der Sibyllen

Stayhungry

Denn mit ihnen lief das pralle Leben an ihm vorüber. Natürlich war den wenigsten der lockenden Nackedeis bewusst, was in ihm vorging, nur die eine oder andere bemerkte seine verstohlenen, unangemessenen Blicke. Sie ignorierten sie oder erwiderten diese demonstrativ verärgert, nur eine gab vor, von ihm und seiner im Bademantel nur untauglich verborgenen Erregung ernsthaft angetan zu sein. Doch vermutlich war dies nur ein grausames Spiel mit seiner gebannten Faszination durch ihr ernstes Gesicht und ihr ihm offen gezeigtes Geschlecht gewesen, denn sie hatte sich abgewandt und nichts von all dem hatte sich wiederholt. Er aber hatte in der Toilette der Saunalandschaft seiner drängenden Lust mit eigener Hand abgeholfen, um endlich dem Bann dieser Sirenen entfliehen zu können. Deprimiert von dieser schmachvollen einsamen Notlösung, aber erleichtert, weil befreit, war er an den Damen vorbei zu seiner Frau zurückgeschlichen. Am nächsten Tag waren sie abgereist und nicht lange danach hatten sie sich getrennt.

Nun, zurückgekehrt an den Ort heftigster Versuchungen, war Vergleichbares nicht festzustellen. Überwiegend Paare mittleren und fortgeschrittenen Alters verbrachten die Zeit miteinander überwiegend schweigend, was dem Ort entsprechend ja erwünscht war, manche mit durchschaubar schwindender Nähe, andere mit erkennbar noch glühender Anziehung. Egal, das konnte man überall beobachten, ein Mädelstreff mit überbordender Lebenslust war ihm heute vom Schicksal nicht zugedacht, nur beim Empfang eine bekleidete, dabei jedoch nicht weniger anziehende Dame in seinem Alter, deren einfache, wohl beruflich bedingte Freundlichkeit er armselig als Werben um sein Interesse fehldeutete, einfach nur, um sich selbst wieder einmal um Ruhe und Entspannung zu bringen. Es half nichts, er musste sie noch einmal sehen, bevor sie vielleicht ihren Dienst beendete. Dann wäre sie weg, für immer.

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