April

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Sie hatte die Trennung noch immer nicht überwunden. Melinda wusste natürlich, dass dieses dramatische Lied ihren Schmerz nur verstärken konnte. Sie hörte es dennoch, obwohl sie der Song an Jörn erinnerte. Dabei war es der Part, in dem der verzweifelte Gesang einsetzte, der Melinda endgültig zum Weinen brachte „Grey sky where it should be blue. Grey sky where I should see you …“ Die Zeilen trafen ihre Verfassung. April hieß der alte Song von Deep Purple, den Melinda durch Jörn lieben gelernt hatte. Nach den fast sommerlichen Temperaturen der letzten Tage zeigte sich der April nun von seiner klassischen Seite. Es regnete ununterbrochen und der Himmel verbarg sich hinter einer grauen Wolkendecke. Die dreißigjährige Lehrerin litt unter der Trennung. Jörn hatte ihr etwas gegeben, das sie lange vermisst hatte. Das Gefühl geschätzt zu werden, ohne dass sie dafür eine Gegenleistung erbringen musste. Nun war auch diese Beziehung Vergangenheit. Melinda spürte, dass sie etwas unternehmen musste, um diesen unguten Zustand zu ändern. Sie hatte keine Lust, da ihr der Antrieb fehlte. Melinda spürte aber auch, dass sie einen Schubs brauchte, der ihr half, um aus dieser depressiven Stimmung heraus zu finden. Jules Anruf kam da genau zur richtigen Zeit. Melindas beste Freundin schlug vor, gemeinsam das Frühlingsfest zu besuchen. Das Wetter sollte sich am Wochenende wieder bessern und wenn nicht, würden sie trotzdem ihren Spaß haben. Melinda zögerte zuerst, aber Jule schaffte es, sie zu überzeugen. Was konnte sie schon verlieren? Es gab genügend andere Männer, die sich für eine hübsche Frau wie Melinda interessierten! Dieser Argumentation konnte sie nicht viel entgegensetzen. Jule holte Melinda am Samstagabend ab. Der Regen hatte tatsächlich aufgehört, als wollte er Melinda keinen Grund für eine Absage liefern. In der mittelgroßen Stadt gehörte das Frühlingsfest zu den alljährlichen Höhepunkten. Die beiden Frauen hörten schon von Weitem die laute Musik, die aus den Boxen der Fahrgeschäfte dröhnte. Jule wollte zum Auto Scooter. Melinda fand die Idee gar nicht schlecht. Früher war sie gerne mit den Boxautos gefahren und es wurde höchste Zeit, um diese allmählich verblassende Erinnerung aufzufrischen. Die Freundinnen suchten sich einen der Scooter aus, nachdem sie die Chips bezahlt hatten. Melinda setzte sich hinter das Lenkrad, während Jule neben ihr Platz nahm. Es dauerte keine zwei Minuten, bis sie wieder drin war. Melinda machte es riesigen Spaß, wenn sie einen gegnerischen Scooter boxen konnte. Sie genoss aber auch die Attacken der anderen Fahrer, von denen es besonders zwei Männer auf sie und Jule abgesehen hatten.

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Gedichte auf den Leib geschrieben