Arschfixiert

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Arschfixiert

Arschfixiert

Anita Isiris

Berlinerinnen stehen nicht in Gruppen vor Ampelmännchen-Läden. Man trifft sie schon eher auf der Museumsinsel, wenn es Studentinnen der Kunst sind, oder in einem U-Bahn-Schacht, wartend. Aber auch Berlinerinnen haben einen Hintern.

Was sich in den Hackeschen Höfen einfand, waren Studentinnen aus anderen Ländern, Schwedinnen, Japanerinnen, Amerikanerinnen. Und alle hatten eben diese... Wölbungen. Diese... Backen. Diese... Bäckchen. Rainers Schläfen pulsierten, wenn er den weiblichen Arsch multipliziert sah. Mal runder, mal etwas flacher, mal praller, mal etwas weniger. Er hätte nur die Hand auszustrecken brauchen... was er tunlichst unterliess. So freizügig sich die Frauen in diesem heissen Endzeit-Sommer zeigten, so streng waren mittlerweile die Belästigungs-Gesetze, wie sie genannt wurden. Schon für einen einzigen Blick an die falsche Stelle eines weiblichen Körpers konnten hohe Bussen verlangt werden.

Beteuerungen wie „ich wollte ihr doch gar nicht in den Ausschnitt schauen, überhaupt nicht, wirklich nicht“ halfen nicht weiter. #metoo hatte sich in die DNA der Menschen eingebrannt. Das war der Grund, dass Deepfake dem Pöbel immer mehr Möglichkeiten erschloss. Fotografieren mit dem Smartphone ging sehr diskret vonstatten. Dann hatte man das Begehrte auf der Speicherkarte und konnte zuhause daran arbeiten, ohne die Frau belästigen zu müssen. Mittlerweile konnten nicht nur Gesichter belebt werden, etwa das Lächeln im Portrait einer Grossmutter, die ihren Lebtag lang nie gelächelt hatte, sondern eben auch ganze Körperpartien. Natürlich schlenkernde Birnenbrüste. Bäuche, die sich hoben und senkten. Offene Vulvas, die nach einer Minute zu glitzern begannen. Lippen, die sich sehnend öffneten, nach einem Kuss verlangend.

Rainer hatte mehrere Dutzend Galerien angelegt, deren Inhalt er mit seinen Freunden tauschte, über einen diskreten VPN-Kanal. Pornographisch waren diese Filme oder Bilder nicht mehr zu nennen.

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