Aschenputtels Hochzeit

2 22-34 Minuten 0 Kommentare
Aschenputtels Hochzeit

Aschenputtels Hochzeit

Marian Fanez

Auf einem breiten, mit hellgelber Spitzendecke geschmückten Tisch ist für ihn und seine Braut gedeckt, das kostbare Silber wohlgeordnet um die fein geschliffenen Holzteller gelegt. Einen reichen Genuß für die Augen bieten die vielfältigen Leckereien, die dem königlichen Paar den Morgen verschönern sollen. Auch geräucherter Fisch ist unter den zahllosen Köstlichkeiten. Ein Hecht, ein Räuber, der in dem dunklen Wasser des bis an die Burg reichenden Sees sein Jagdrevier hat.
Der Prinz streicht sich Butter auf ein frisches Weißbrot, die gelb schimmernd zerläuft, und legt einen Streifen des schlüpfrigen Raubtieres darauf, als Aschenputtel unbeschwert liebenswürdig über die Terrasse schlendert. Fast hüpft sie dabei in jugendlich unbekümmerter Mädchenart. Sie trägt ein weißes Kleid, eine Blume im Haar. Mit einer vor Lebensfreude überströmenden Frische in jeder Bewegung setzt sie sich ihm gegenüber - "got grüeze iuch, geselle" - taucht den Finger in den Kaviar und steckt ihn in den Mund. Ein Diener im schwarzen Frack eilt herbei und gießt Kirschsaft in die goldumrandeten Gläser, wobei sein geradezu glückseliges Lächeln nicht zu übersehen ist. Er ist wie alle im Schloss bezaubert von der natürlichen Anmut der neuen Herrin. Das Bild der schönen und gütigen Prinzessin wohnt tief im Herzen des alten Narren.
Der edle Prinz schaut herunter zum anliegenden See. Es ist ein wunderschöner Anblick. Weit hinten, am anderen Ufer, wo die Schatten der Berge auf das Wasser fallen, liegt noch etwas Nebel und eine Gruppe Wild weidet am Wald. Wildenten schwimmen auf der Mitte des Sees und unzählige Vögel begrüßen mit ihrem fröhlich wilden Gesang den herrlichen Sommermorgen. Es ist ein Bild der Unschuld und des Friedens. Lustig glitzert das Licht der frühen Sonne auf dem dunklen Wasser.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 6608

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben