Atides Zelt

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Atides Zelt

Atides Zelt

Anita Isiris

Sechs kräftige Männer gruppierten sich um das wehrlose Mädchen und hielten sie an Handgelenken und Fussknöcheln fest, während Muham Assafs Aufgabe darin bestand, Nahrung zu ordern. Hier, jetzt und sofort. Datteln, Joghurt, Fisch, Wassermelonen, wilder Honig wurden von eingeschüchterten Frauen ins Zelt gebracht und auf einem schweren Damastteppich ausgebreitet. Dann begannen sie, Atide zu stopfen. Sie schoben ihr die Bissen direkt in den Hals, so, dass sie gezwungen war zu schlucken, wollte sie nicht ersticken. „Schön werden sollst Du, verdammt, iss um meinetwillen, iss um die Ehre meines Enkels“, schrie ihr Vater, aufgepeitscht von der emotional tiefgreifenden Situation: Da lag seine splitternackte Tochter, stöhnend, sich aufbäumend und sich windend, während sechs auserwählte Freunde sich an ihr zu schaffen machten. Irgendwann hatte Atide Tränen in den Augen und begann zu würgen. Sie kotzte das ganze Zelt voll und es gab keinen, der nicht etwas abgekriegt hätte.
Ein Jahr verging, ein Jahr, in dem Atides Leben völlig Kopf stand und sie aus Rache, Lust und Angst alles in sich hineinstopfte, das verfügbar war – selbst Yamwurzeln, Mais und Butter verachtete sie nicht. Atide bestand nur noch aus einem schlingenden, saugenden und kauenden Mund – während ihre Brüste die Form von Wassermelonen annahmen und ihr Hintern immer mehr dem Vollmond glich, der weit über ihr seine Bahn zog. Ganz langsam, jeden Tag mehr, entsprach sie dem Schönheitsideal ihres Stammes. Aus dem gertenschlanken Mädchen wurde allmählich eine wunderschöne dralle junge Frau. Schon nur ihre malvenfarbene Haut erregte die Männer, die ihrerseits – wie die meisten im Stamm – sehr dunkel waren. Atide erblühte also zusehends und liess sich von ihrer Familie die wunderschönen und farbenprächtigen Stoffe bezahlen, mit denen sie ihren ansehnlichen Körper einhüllte.

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