Auf des Wortes Schneide

1 2-4 Minuten 0 Kommentare
Auf des Wortes Schneide

Auf des Wortes Schneide

Olaf Hoffmann

Du bist ja seit fünf Minuten schon ganz aufgeregt, mit ihr sprechen zu können, von ihr beachtet zu werden, ihr goldiges Lächeln für dich zu haben, dich in ihrem funkelnden Blick zu sonnen.
Oh, dein Herz schlägt immer schneller, je näher der Augenblick kommt. Du bewunderst ihre grazilen Bewegungen und sehnst dich, sehnst dich, von ihr bedient zu werden. Sie lacht! Du bist schon leicht erregt.
Gleich wird es auf des Wortes Schneide stehen! Die Berechenbarkeit der Situation bereitet dir große Lust. Gleich bist du dran - und dann, ja dann fragt sie auch schon - jetzt nur nichts Falsches sagen. Ihr Lächeln gilt nur dir, als gäbe es für diese paar Minuten für sie nichts Wichtigeres auf der Welt als dich allein. Sie beachtet dich nicht nur, alles an ihrer Ausstrahlung zeigt dir, daß du jetzt das Einzige bist, was für sie zählt. In diesem Augenblick ist ihre volle Aufmerksamkeit auf dich gerichtet, ihr Blick hängt gebannt an deinen Lippen, die Luft knistert vor Spannung. Deine Knie werden ganz weich, als sich eure Blicke treffen, dich ihr Augenaufschlag trifft. All das passiert innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde - wie macht sie das nur, was macht sie mit dir?
"Was darf es denn sein?" fragt sie.
Jetzt kommt es drauf an - nun nichts Falsches sagen. Du äußerst deinen Kaufwunsch - "Zwei Brötchen bitte." Ihre zarten Finger greifen nach einer Papiertüte, oh wie sie sich bewegt, du nimmst jede ihrer Bewegungen in dich auf - ihrer Arme, Kopf, jeden Schritt. Welch Glück, als sie deinen Wünschen folgt. Jede Kopfbewegung ist voller Anmut und Liebreiz, alles an ihr ist Erotik. Wie geschickt sie mit der Zange die Brötchen faßt und in die Tüte gleiten, eindringen läßt, es ist wie Ballett, wie Tanz. Leicht ist sie nach vorne gebeugt, daß man nur gerade so auf den Busen sehen kann, sich der Ansatz der Brüste köstlich abzeichnet. Durch das Vorbeugen strecken sich auch ihre wundervollen Beine, die Hose spannt sich über ihren knackigen Po. Du hast längst eine Erektion.
Jetzt nur nichts falsch machen. Sie wendet sich von den Brötchen wieder dir zu. Ihr Lächeln, ihr Strahlen ist deine Wonne! Jetzt kommt es! Oh jetzt!
Ob es sonst noch etwas sein dürfe, fragt sie - und du denkst natürlich: ja! Was schießt dir alles durch den Kopf, was sie tun könnte, was du noch gerne hättest, was passieren sollte. Das alles formt sich nicht einmal zu Worten im Kopf, geschweige denn, daß du es aussprichst.
Langsam schüttelst du den Kopf, beteuerst, ihr dabei aber tief in die Augen schauend, nein, das wäre es schon. Sie nickt freundlich - und jetzt! - jetzt sagt sie den Preis. Du hälst das abgezählte Geld schon in der verschwitzten Hand zwischen zwei Fingern. Du hebst die Hand mit dem Geld über den Tresen, ihr entgegen. Sie beugt sich wieder vor, preisgebend, was du gerne siehst, dazu ihre offene Handfläche unter deiner Hand. Als du das Geld in ihre Hand legst, berühren deine Finger gerade so eben ihre köstlich zarte Haut, die Berührung ist so erotisch, daß dir ein wohliger Schauer durch den ganzen Körper fährt und du fühlst die Berührung im Kopf wie einen kleinen elektrischen Schlag, ein herrliches Knistern.
Die Bäckereifachverkäuferin zählt, während du noch in anderen Sphären schwebst. Du hast deinen Blick noch verträumt auf sie gerichtet. Sie hat viel mehr Anmut und Liebreiz, ist auch viel erotischer als zum Beispiel die Fleischereifachverkäuferin von nebenan. Die eine Kassierin vom SB-Markt ist auch Klasse, aber an der Kasse kann sie sich nicht so erotisch bewegen wie diese Bäckereifachverkäuferin hinter ihrem gläsernen Tresen.
Da wünscht sie auch schon ein schönes Wochenende, du erwiderst höflich auf Wiedersehen und dann ist es vorbei - du mußt gehen...

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3526

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben