Aufklärung

„Ja, weil du mich ignoriert hast. Ja, weil ich sauer war, als du mir zuerst eine Abfuhr erteilt hast. Dafür wollte ich dich bestrafen. Ich wollte, dass du zu meinem Schatten wirst, mit dem ich verschmelze, wenn mir danach ist und den ich links liegen lasse, wenn ich keine Lust habe.“
Jedes ihrer Worte schmerzte, zog mich runter, verwandelte die Ameisen in meinem Bauch in eine gärende Masse.
„Nein, weil sich seither einiges geändert hat“, setzt sie mit ihrer weichsten Stimme fort. „Nein, weil ich Einblicke in einen Menschen bekommen habe, der mir in einigen Aspekten seelenverwandt ist. Nein, weil ich mich jetzt viel mehr zu dir hingezogen fühle als je zuvor. Nein, weil ich jetzt keine Vergeltung mehr suche.“
Meine Verwirrung kennt keine Grenzen mehr.
„Und jetzt … was wird jetzt?“, bringe ich mühsam heraus, nachdem sie mir Zeit gegeben hat, es ein klein wenig zu verarbeiten.
„Was jetzt wird, liegt an dir“, beginnt sie und sucht den offenen Blickkontakt. „Es muss dir klar sein, dass ich meine Familie, meinen Mann niemals verlasse. Es könnte so etwas wie eine Affäre daraus werden. Doch nichts Standardmäßiges, was du anstreben würdest. So bin ich nicht. So kann ich nicht sein.
Es wird eine ständige Herausforderung für dich, mit mir umzugehen. Ich werde auch in deiner Nähe mit anderen Männern flirten. Werde manch einem den Kopf verdrehen. Es wird dich verletzen – das weiß ich jetzt. Du wirst manchmal vor Eifersucht fast platzen und dann werde ich dich wieder in den siebenden Himmel katapultieren. Du wirst Dinge mit mir erleben, von denen du noch nicht einmal träumst.
Ja, ich werde im gewissen Sinne mit dir spielen, aber nicht, weil ich dir wehtun will, wie es anfänglich der Plan war. Ich werde das machen, weil ich weiß, was es in dir auslösen wird. Es wird dich rasend machen nach Verlangen, mir nahe zu sein. Du wirst mich lieben und du wirst mich manchmal verfluchen. Doch selbst in diesen Momenten wirst du mich herbeisehnen.“
Sie lässt mir ein bisschen Zeit, die Worte sacken zu lassen, bevor sie hinzufügt: