Auftritte

Die Spannung war enorm, nicht nur bei den jugendlichen Künstlern. Man hatte alle zur Wertung zugelassenen Sängerinnen und Sänger auf die Studiofläche gebeten und Platz drei, Platz zwei und zuletzt Platz eins eingeblendet. Allein 47 Prozent aller Stimmen entfielen auf Clara Andersson. Das heißt, beinahe jeder zweite Anruf war für sie.
„Und jetzt kommt die Gewinnvergabe!“, verkündete die Moderatorin. Sie fragte Clara, nachdem Platz zwei und drei mit kleineren Trostpreisen bedacht wurden, welchen Wunsch man ihr erfüllen könnte. Das war vorher nicht abgesprochen worden.
„Ein Piano!“, sprach Clara in das hingehaltene Mikro.
Die Moderatorin schluckte. Hilfesuchend schaute sie erst zur Jury und dann in die momentan geschaltete Führungskamera. Mit solch einem (teuren) Wunsch hatten die Macher der Sendung wohl nicht gerechnet.
Clara, aufgeweckt wie immer, bemerkte natürlich die Unsicherheit der Frau und meinte: „Wenn das zu teuer ist, müssen Sie mir gar nichts schenken!“
Die Jury stand geschlossen auf. „Clara bekommt ihr Piano!“ Und die Frau hinter dem Pult fügte hinzu: „Frei Haus natürlich!“
„Wow!“ Die Moderatorin war baff und auch Clara hatte schon nicht mehr mit der Erfüllung ihres Wunsches gerechnet.
„Bekommt ihr das überhaupt unter?“
„Bei mir im Zimmer vielleicht nicht“, räumte die Neunjährige ein. „Aber unten im Wohnzimmer ganz easy!“
Die vier Jurymitglieder kamen auf Clara zu und gratulierten mit Handschlag und einer Umarmung. Clara wurde gebeten, doch beide Titel noch einmal wenigstens anzusingen, wobei auch jetzt, nach dem Umblenden, der deutsche Titel komplett gespielt wurde. Und dieses Mal zerrte Clara, während Reinhard Meys „Über den Wolken“ von ihr vorgetragen wurde, Olivia ins Scheinwerferlicht und rief zwischen den Zeilen: „Meine Mama!“

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Nach der Show gab es eine kleine After-Show-Party mit Snacks und alkoholfreien Getränken. Die Frau von der Jury kam mit einem bis dato Unbekannten auf Clara und ihre Familie zu. Man bot der jungen Sängerin einen Vertrag, erst einmal für eine Single, an.