Aufwärts

„Sie macht das richtig“, dachte ich bei mir, „Geht ins Bett, weg von diesen langweiligen Gesprächen.“ Sebastian hatte mich völlig vergessen, Tony nicht. Sein Blick brannte förmlich auf meiner Haut, ich spürte noch immer seine Küsse auf meinen Lippen, an meinem Hals ... mir wurde heiß.  
Die Herren machten Anstalten, sich an die Bar zu begeben, es sah nach einer langen Nacht aus. Mir gefiel meine Position überhaupt nicht, hatte ich mir den Abend doch schöner vorgestellt. Frauen waren hier nur schmückendes Beiwerk. So heckte ich einen Plan aus.
Mein nächstes Glas Rotwein verschüttete ich „versehentlich“ über mein sexy Outfit und  hatte eine Entschuldigung, mich zu entfernen.
„Mach’ dir keine Gedanken, Schatz“, beruhigte ich meinen Mann, der mich, ganz Gentleman,  schon wieder begleiten wollte.
„Ich ziehe mir etwas anderes an und werde mich noch ein wenig auf der Dachterrasse aufhalten. Lass’ dich nicht stören, Liebling. Ich weiß doch, wie wichtig das hier für dich ist.“ Dabei kam ich mir so hinterhältig vor, dass es mir den Magen zuschnürte.

Kurz bevor ich den Fahrstuhl betrat, warf ich Tony noch einen verschwörerischen Blick zu. Er musste einfach wissen, was mir durch den Kopf ging.
Entschlossenen Schrittes ging ich den Hotelflur entlang. Atemlos schloss ich die Tür zum Zimmer 309 auf. Noch im Gehen öffnete ich meinen Hosenanzug und streifte mir das hautenge Etwas ab. Nur mit Sandaletten, String und BH bekleidet stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich kritisch. Ich räkelte mich, posierte vor mir selbst. Mir gefiel, was ich sah. Wie musste es da erst Tony ergehen?
Schnell schlüpfte ich in einen Traum von Rock, der wie ein Windhauch meine Beine umspielte. Dazu wählte ich ein Top, welches meinen Busen wunderschön zur Geltung brachte. Auf Parfüm verzichtete ich. Ein prüfender Blick in den Spiegel, nur noch etwas Lippenstift. Ich eilte zum Fahrstuhl.

Mit klopfendem Herzen trat ich hinaus in den warmen Sommerabend. Von Tony war weit und breit nichts zu sehen. Enttäuschung legte sich schwer auf mein Herz. Hatte er meine Signale doch nicht verstanden?