Ich freue mich, Sie zu sehen, bekannte Yves in seiner melancholischen Herzlichkeit, die ich in den wenigen Stunden unserer Bekanntschaft schon lieben gelernt hatte. Wollen Sie ablegen? So sehr ich mir im Klaren war über die Beweggründe seiner Einladung, so erstaunte mich seine schon zur Begrüßung gestellte unverblümte Frage im ersten Moment. Ich verstehe nicht ganz! tat ich peinlich berührt. Ich trage ein kurzes Kleid, das seitlich so hoch ausgeschnitten ist, dass nur ein ganz hoch angesetzter Slip möglich wäre, was der sehr tiefe Rückenausschnitt ausschließt, von meinem Dekolletee ganz zu schweigen. Ist Ihnen das nicht sexy genug? Nein, nein! beteuerte Yves beschämt. Ich dachte nur, Sie wollten sich vielleicht mehr zeigen, also nach dem, was Sie bei unserer Begegnung geäußert hatten. Und hier könnten Sie dies nach Belieben tun! Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.
Ich genoss grinsend seine Windungen, trat unaufgefordert ein und ließ mir an der Bar seines riesigen Wohnzimmers vor der Glasfront zur Terrasse mit dem Pool einschenken. Oh, Chablis! kommentierte ich anerkennend. Abendliche Heimatgefühle! erläuterte Yves die Weinauswahl. Ich stamme aus Auxerre, das werden Sie nicht kennen, und unweit davon liegt das Weinanbaugebiet. Doch, doch! widersprach ich. Ich habe vor ein paar Jahren meine Auslandssemester in Dijon absolviert und meine Eltern haben in dieser Zeit mit mir einen Hausbooturlaub auf dem Canal du Nivernais gemacht. Auxerre ist eine herrliche Stadt, eine traumhafte Kulisse mit den Kathedralen hoch über der Yonne! So klein ist die Welt! Wir stießen an auf diesen Abend und überhaupt auf diesen Tag und unsere letztlich heitere Bekanntmachung.
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